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Statistisches Bundesamt: Die Vermessung der Bundesrepublik

Die Zahlenfreaks aus dem Statistischen Bundesamt haben wieder ihr Buch der Bücher herausgegeben. Daraus geht hervor, dass die Deutschen jeden Tag knapp zwei Stunden fernsehen, wo es sich am Schönsten wohnt und dass Frau Paulis Vorschlag ins Leere greifen würde.

Der Deutsche schaut im Durchschnitt 13 Stunden und 14 Minuten pro Woche in die Glotze. Vier Stunden und 21 Minuten liest er: eine Stunde 50 Minuten in der Zeitung, 22 Minuten in Zeitschriften und 50 Minuten in einem Buch. 27 Minuten ist er künstlerisch tätig, malt, bastelt oder musiziert. Dies alles und noch viel mehr geht aus dem Buch der Bücher für Statistiker hervor, das das Wiesbadener Bundesamt heute in Berlin vorstellte.

Man muss schon Zahlenfreak sein, um sich durch die rund 740 Seiten Statistisches Jahrbuch 2007 durchzuarbeiten. Gleichwohl meint der Präsident der Bundesamtes, Walter Radermacher, eigentlich müsse jeder Staatsbürger, der bildungs- und wissenswillig ist und somit zu den "Meinungsbildungswilligen" im Lande gehört, das Buch im Schrank stehen haben, und zwar jedes Jahr einen neuen Band.

West-Ost Unterschiede

Durchschnittlich haben die Bürger im Land der Dichter und Denker 2005 Bücher im Wert von 49 Euro gekauft - für das Statistikbuch würde die Summe nicht reichen. Im klimatisch weniger begünstigten Hamburg waren es pro Einwohner aber immerhin 141 Euro. Apropos Klima: Wer regelmäßig Wetterbericht schaut, und das muss bei über 13 Stunden Fernsehen wöchentlich drin sein, weiß, dass es in Freiburg im Breisgau häufig wärmer ist als im Norden. Die Statistik bestätigt das. Von November 2005 bis Oktober 2006 stellten die Statistiker in dieser Ecke des Rheintals durchschnittlich 11,6 Grad Celsius fest, der mit Abstand höchste Wert vor Frankfurt am Main (10,8) und Trier (10,2).

Die Deutschen in West und Ost sind im übrigen gut verbunden: 93,8 Prozent sind ans Telefonfestnetz angeschlossen, 94,3 Prozent im Westen und 91,8 Prozent im Osten. Handys haben 80,6 Prozent, was in etwa auch der Quote in den alten und neuen Ländern entspricht. 63,8 Prozent haben einen stationären Computer, 24,8 Prozent einen Laptop, wobei die Unterschiede von Ost und West auch hier kaum mehr spürbar sind.

Heirat und Nachwuchs

Eine weitere Erkenntnis der Statistiker in den vergangenen Jahren: Die Deutschen heiraten immer später, bekommen entsprechend später Kinder - und die nennen sie zur Zeit am liebsten Leon oder Marie. "Wenn ein Mann sich erstmals traut, ist er im Durchschnitt fast 33 Jahre alt, eine Frau knapp 30 Jahre." Vor zehn Jahren habe das Heiratsalter von Männern bei 30 und von Frauen bei 27 Jahren gelegen.

Mit dem Heiratsalter verschiebe sich auch das Alter der Frauen bei der Geburt ihres ersten Kindes. Verheiratete Mütter seien heute rund 30 Jahre alt. Frauen im gebärfähigen Alter bekämen im Schnitt 1,4 Kinder. Das sei unteres europäisches und internationales Niveau.

Am schwierigsten wird die Ehe in Deutschland - statistisch gesehen - nicht im siebten, sondern schon im sechsten Jahr. Nach Angaben des Amtes aus dem Jahr 2005 wurden die meisten Ehen (rund 12.900) nach fünf Jahren geschieden. Treibende Kraft seien meist die Frauen: In 56 Prozent der Fälle stellten sie den Scheidungsantrag.lernten im vergangenen Schuljahr 82 Prozent der 4,8 Millionen Schüler der Klassen 5 bis 10 in diesem dreigliedrigen System. Nur 18 Prozent der Schüler gingen an andere Schulen wie insbesondere Integrierte Gesamtschulen oder Schulen mit mehreren Bildungsgängen.

Volkszählung würde helfen

Trotz allem sind 2005 rund 628.000 Deutsche ausgewandert. Im gleichen Jahr zogen 707.400 Menschen zu. In den Jahren nach der Wende lag die Abwanderung bei bis zu 815.000. Allerdings kamen in diesen Jahren - noch vor dem neuen Asylrecht - auch bis zu 1,5 Millionen Menschen nach Deutschland. Radermacher appellierte heute an die Politik, die geplante Volkszählung zu ermöglichen. Das Datenwerk sei insbesondere nach der Wiedervereinigung nicht auf dem aktuellsten Stand. Es erlaube nicht mehr, die gewünschten Informationen über Entwicklungen und Tendenzen in der Bevölkerung zielgenau abzurufen.

Es gibt aber auch feste Größen in der Statistik. Der längste Fluss in Deutschland bleibt der Rhein: 865 Kilometer lang, davon 778 schiffbar. Die Elbe ist über ihren gesamten Verlauf in Deutschland schiffbar: 700 Kilometer. Die Donau kommt mit 647 Kilometern an dritter Stelle, wobei innerhalb Deutschlands 387 Kilometer schiffbar sind. Und auch die Zugspitze ist und bleibt mit 2962 Metern der höchste Berg in Deutschland.

Ruppert Mayr[dpa]

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