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Panorama: Steffi Graf: Es kann jedem Anleger ganz leicht passieren

Jeder Anleger, der gerade jetzt die Aktienverluste der letzten Monate schnell wieder ausgleichen möchte, kann ganz leicht Opfer des "pump and dump" werden, wie er jetzt Steffi Graf um 1,2 Millionen gebracht hat. Die Verführung liegt darin, dass jeder Anleger bei diesem Spiel mit Geheimtipps viel gewinnen und - das ist meistens der Fall - viel verlieren kann.

Jeder Anleger, der gerade jetzt die Aktienverluste der letzten Monate schnell wieder ausgleichen möchte, kann ganz leicht Opfer des "pump and dump" werden, wie er jetzt Steffi Graf um 1,2 Millionen gebracht hat. Die Verführung liegt darin, dass jeder Anleger bei diesem Spiel mit Geheimtipps viel gewinnen und - das ist meistens der Fall - viel verlieren kann. Der Trick wurde kürzlich in der "New York Times" erklärt und funktioniert so: Die Täter kaufen ein seit längerer Zeit kaum noch tätiges Unternehmen für einen kleinen Preis auf. In Börsen-Chats im Internet und auch in der Anlegerpresse wird plötzlich dieser Aktientitel als Geheimtip verbreitet. Zunächst steht der Wert bei einem Cent. Drei Tage später bei zehn Cents. Nach weiteren drei Tagen bei einem Euro. Das macht zehntausend Prozent in sechs Tagen. Elektrisiert springen immer mehr auf den Zug, kaufen und erzählen allen Leuten von dem Geheimtip. Irgendwann springen die Urheber ab, verkaufen mit Riesengewinnen und der Aktienwert fällt ins Bodenlose. Es gibt bei diesem Spiel zwei Arten von Gewinnern. Die kriminellen Urheber sowie diejenigen Anleger, die frühzeitig auf den Zug springen. Sie kaufen die Aktien ganz legal und kurze Zeit später verkaufen sie sie wieder. Zur zweiten Gewinnergruppe kann man relativ einfach gehören. Wer im Internet einen Börsen-Chat verfolgt, stößt permanent auf Geheimtipps. Irgendwann kommt ein glaubwürdiger. Jemand teilt im Chat mit, dass der Wert einer bestimmten Aktie - nachdem er schon in den letzten drei Tagen um Tausend Prozent gestiegen ist - heute morgen um 9 Uhr bei 2,20 stand, um 10 Uhr 15 bei 2,80, um 11 Uhr 30 bei 3,40 und gerade eben, um 12 Uhr 10 bei 4,05 Euro stand. Sämtliche Angaben kann der Beobachter innerhalb von zwei Minuten im Internet auf den Wahrheitsgehalt überprüfen. Fünf Minuten später kann er über seine Online-Bank die Aktie gekauft haben und ist mit im Spiel. Jetzt teilt er ebenfalls die überprüfbaren Steigerungen der "Börsen-Öffentlichkeit" mit und verführt andere zum Kauf. Vor der Teilnahme an diesem Spiel muss dringend gewarnt werden. Es ist höchst riskant, der Kurs kann in kurzer Zeit abstürzen. Viele werden zudem Opfer falscher Überlegungen. Wenn der Kurs anfängt zu fallen, verkaufen sie nicht. Weil sie innerlich Recht behalten wollen. Oder hoffen, dass der Kurs wieder steigt.

os

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