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Chantal Sébire

© AFP

Sterbehilfe-Debatte: Krebspatientin tot in ihrer Wohnung gefunden

Die von einem unheilbaren Tumor im Gesicht gepeinigte Chantal Sébire kämpfte Anfang der Woche noch vergeblich vor Gericht für Sterbehilfe. Jetzt wurde die 52-jährige Französin tot aufgefunden. Die Ursachen ihres Todes sind noch unbekannt.

Der Staatsanwalt von Dijon, Jean-Pierre Allachi, sagte am Abend vor dem Haus der Verstorbenen im ostfranzösischen Plombières-les-Dijon, die Todesursache sei noch unklar. Die 52-jährige Sébire hatte acht Jahre lang an einem seltenen Tumor gelitten, der ihr Gesicht entstellte und nach ihren Angaben "grausam schmerzte".

"Wir kennen die Ursache nicht, wir werden Proben entnehmen und sie analysieren, morgen werden wir mehr wissen", sagte Staatsanwalt Jean-Pierre Allachi. Der Tod der dreifachen Mutter sei um 19:30 Uhr festgestellt worden. "Dieser Tod trifft uns sehr", fügte Allachi hinzu. Ob Blutungen, unter denen Sébire häufig gelitten hatte, als Todesursache in Betracht kommen, konnte der Staatsanwalt nicht sagen.

Sébire hatte darum gekämpft, mit Hilfe von Ärzten durch aktive Sterbehilfe "in Würde" aus dem Leben scheiden zu können. Einer ihrer Ärzte sollte ihr nach ihrem Willen ein todbringendes Medikament verabreichen, um dem Leiden ein Ende zu setzen. Am Montag urteilte ein Gericht in Dijon jedoch, die Ärzte dürften keine aktive Sterbehilfe leisten. Der Fall rufe Mitleid hervor, aber die Justiz müsse sich an die Gesetze halten, betonte der Richter René Jaillet. Die frühere Lehrerin litt an einem sehr seltenen Tumor namens Ästhesioneuroblastom. In den vergangenen 20 Jahren wurden weltweit nur 200 Fälle dieser Krankheit gemeldet.

"Sie war eine außergewöhnliche Frau"

Sébire hatte sich mit ihrem Sterbewunsch an den Verein für würdiges Sterben (ADMD) gewandt. Dessen Vorsitzender Jean-Luc Romero reagierte bestürzt auf die Todesnachricht: "Obwohl es Chantals Wunsch war, bin ich sehr traurig, weil sie eine außergewöhnliche Frau war, mit einem außergewöhnlichen Charakter und einer großen Kraft, einem Willen und einer Stimme für einen wunderbaren Kampf, dem Kampf für ein würdiges Lebensende", sagte Romero.

Noch am Mittwochnachmittag hatte Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy Sébires Arzt Emmanuel Debost im Elysée-Palast empfangen und sich gemeinsam mit seinem medizinischen Berater und weiteren Experten über den Gesundheitszustand der Krebspatientin informiert. Sébire sich mit einem Brief an den Staatschef gewandt.

In den letzten Tagen ihres Lebens waren ihr die Schmerzen offenbar unerträglich geworden. Sébire blieb der Urteilsverkündung zu ihrem Fall am Montag fern und sagte, sie sei nun bettlägerig. Dennoch kündigte sie an, sich für die Zulassung aktiver Sterbehilfe in besonderen Fällen einsetzen zu wollen. Sie lehnte nach eigenen Angaben Selbstmord und ein künstliches Koma ab. (kj/AFP)

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