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Perspektivwechsel. Beim SUP-Yoga werden verschiedene Körperstellungen auf dem Paddelbrett direkt im Wasser ausgeführt. Vom „herabschauenden Hund“ bis zum Kopfstand ist alles möglich.

© pa

SUP-Yoga: Sonnengruß auf dem See

Den sanften Wellen lauschen und dabei die Muskeln trainieren – Stand-up-Paddle-Yoga ist der neue Trendsport.

Wenn Yvonne Kamenz kopfüber durch ihre gegrätschten Beine über das Wasser blickt, überkommt sie eine große Ruhe. „Das ist meine Lieblingsübung, wenn ich die Welt so aus einem anderen Blickwinkel betrachte“, sagt sie. In der Stellung des „herabschauenden Hundes“ – die gestreckten Beine auseinander, die Arme vorne abgestützt – genießt sie Yoga auf dem Wasser am meisten.

Seit drei Jahren tauscht die 40-jährige Yogalehrerin aus Gosen ihre Matte regelmäßig gegen das Brett aus, das sie auf dem Wasser trägt. Stand-up-Paddle-Yoga, kurz SUP-Yoga, ist der Name der Trendsportart, die bislang vor allem in den USA Anhänger findet. Es ist eine Kombination aus Yoga und Stand-up-Paddeln, bei dem man sich auf einem speziellen Surfbrett stehend mit einem Stechpaddel fortbewegt. Im Seebad Friedrichshagen am Müggelsee gibt Kamenz Kurse im SUP-Yoga. Vom einfachen Sonnengruß bis hin zum Kopfstand ist auf dem Brett alles möglich, solange das Wetter gut ist und das Wasser ruhig.

Sie selbst sei kein großer Fan all der ständig neu entstehenden Yoga-Richtungen, sagt Yvonne Kamenz. Aber die Verbindung zur Natur beim SUP-Yoga sei etwas ganz Besonderes. „Man ist so nah an den Elementen. Wasser, Wind und Sonne sind immer dabei.“ Bei den Atemübungen dem plätschernden Wasser zu lauschen, sich von kleinen Wellen schaukeln zu lassen – all das verstärke das meditative Erlebnis. Zudem wird der Gleichgewichtssinn auf dem Wasser trainiert, genau wie die kleinen Halte- und Stützmuskeln. „ Eine Muskelgruppe, die das normale Yoga gar nicht anspricht“, sagt Kamenz.

Das Stehpaddeln hat sich als Sport von Hawaii aus vor allem in den USA verbreitet. Daraus ist das SUP-Yoga entstanden – und findet auch in Deutschland immer mehr begeisterte Anhänger, die es vor allem auf den Binnengewässern betreiben.

Es ist gar nicht so wackelig

Yvonne Kamenz hatte schon vom Stand-up-Paddeln gehört, als vor drei Jahren das Stehpaddel-Zentrum „Nalani Supsurfing“ im Seebad Friedrichshagen eröffnete. Der Betreiber erzählte ihr dann, dass manche Sportler auch Yoga und Pilates auf dem Brett machten. „Das können wir doch hier anbieten“, sagte sie damals spontan. Sie lieh sich daraufhin ein Brett aus und probierte einige Übungen auf dem Wasser. Noch im selben Sommer gab sie die ersten Kurse.

Die Teilnehmer werden im Seebad mit Brett und Paddel ausgestattet und wagen sich nach einigen Aufwärmübungen aufs Wasser. An kalten Tagen bietet sich als Kleidung ein Neoprenanzug an, an wärmeren kann man in Sportklamotten oder gleich in Badebekleidung aufs Brett klettern. „Wir suchen uns dann eine tolle Bucht, wo nicht so viele Schiffe vorbeifahren“, sagt Kamenz. Dort binden die Teilnehmer die Bretter sternförmig aneinander, so dass sie bei den Übungen nicht auseinandertreiben. Jeder könne an den Kursen teilnehmen, sagt Kamenz, egal ob mit oder ohne Yoga- und SUP-Erfahrung. Wenn mal einer ins Wasser plumpst, ist es kein Problem, sich zurück auf das Brett zu ziehen. Es sei gar nicht so wackelig. „Das Brett ist etwa so groß wie eine Yogamatte. Man steht darauf wie auf einem kleinen Floß“, sagt sie.

Auch Heidi Jost aus Köpenick nimmt regelmäßig an den Kursen teil. Die 54-Jährige gehört zu den Yogaschülern, die Kamenz in ihrem Studio in Gosen anleitet. Zuerst habe sie gedacht: „Das geht doch gar nicht, auf so einem Wackelbrett“, sagt Jost. Doch inzwischen hat sie sich sogar ein eigenes gekauft. Gebraucht sind sie ab 500 Euro zu haben, neu ab etwa 800 Euro.

„Schöner kann kein Tag enden“

Für den leichteren Transport gibt es aufblasbare SUP-Boards. Jost packt es einfach in ihren Kofferraum und steht nach der Arbeit zum Paddeln und für einige Yogaübungen mal auf dem Müggelsee, mal auf dem Langen See, mal auf der Großen Krampe. „Die Abendstille genießen und noch mal baden gehen, das ist so schön“, sagt sie. Dauerhaft kann das Brett die Yogamatte allerdings nicht ersetzen. Dafür sind die Sportler zu sehr auf das gute Wetter angewiesen.

Auch Mandi Wittstock will ab diesem Sommer bei „Sup Trip“ Kurse im SUP-Yoga geben. Der Potsdamer Anbieter für Stand-up-Paddeln macht Touren in der umgebenden Seenlandschaft. Die 35-Jährige hatte das SUP vor einigen Jahren in Indonesien ausprobiert. Es mit ihrer anderen Leidenschaft, dem Yoga, zu verbinden, ist die perfekte Mischung. „Morgens vor der Arbeit finde ich es ganz toll“, sagt sie. „Aber auch zum Sonnenuntergang. Schöner kann kein Tag enden.“

Für den kommenden Sommer plant der Betreiber von „Nalani Supsurfing“ eine mobile SUP-Station auf der Spree in Höhe des Treptower Parks. Dann wird man auch dort die SUP-Yogis beim Üben auf dem Wasser beobachten können – oder einfach nur sehen, wie sie auf den Brettern liegen und sich treiben lassen. Denn das ist die Übung, die Kamenz den Teilnehmern zum Abschluss aufgibt: sich rücklings hinlegen, die Wellen spüren und nur dem Plätschern lauschen.

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