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Mehr als Vergnügen. Der Tanzsport stellt höchste Anforderungen an die Kondition – so leicht und elegant es auch aussehen mag. Foto: ddp

© dapd

Panorama: Tanz mit mir

Vor 100 Jahren wurde im Berliner Admiralspalast das erste Turnier veranstaltet – der Deutsche Tanzsportverband feiert Jubiläum.

Welche Frau träumt nicht manchmal davon, sich in einem prächtigen Glitzerkleid von ihrem Tanzpartner schwungvoll übers Parkett führen zu lassen? Oder bei der nächsten Hochzeitsfeier endlich Lust auf den Wiener Walzer zu kriegen, anstatt sitzen zu bleiben und das Ende herbeizusehnen? Ob Salsa, Tango, Wiener Walzer oder Rumba – Tanzen macht Spaß und vor allem gute Laune. Schon lange ist das Tanzen mehr als nur gesellschaftlicher Zeitvertreib. Wenn Profis in Schwung kommen, wird das Tanzen zum harten Kräftemessen: dem Tanzsport. Genau einhundert Jahre ist es her, als sich Paare in Berlin trafen, um gemeinsam im Wettkampf die Hüften zu schwingen. Am 10. Dezember 1912 traten mehr als 80 Paare im Berliner Admiralspalast im ersten deutschen Tanzturnier gegeneinander an. Damals tanzten vor allem die Oberschicht und das gehobene Bürgertum. Sie waren begeistert von den Schiebe- und Wackeltänzen, die meistens aus Frankreich kamen. Es machte ihnen Spaß, mit Figuren, Haltungen und Wertungssystemen herumzuexperimentieren.

Charleston, Rock’n’Roll und Rumba – Ende der zwanziger Jahre war Europa im Tanzfieber. Doch in England beklagten Tanzlehrer, dass die Tänze untereinander nicht vergleichbar seien. Denn noch gab es keine einheitlichen Schritte, keinen Katalog an Figuren, nach dem bewertet werden konnte. Verschiedene Tanzlehrer lehrten unterschiedliche Schritte und Figuren. So waren es die Engländer, die erstmals klare Bewegungen, Schritte und Körperlinien vorschrieben und durch diesen „Englischen Stil“ den Tanzsport damals vergleichbarer machten.

Vierzig Jahre später, im Jahr 1961, wurde das Welttanzprogramm entwickelt, eine Sammlung von Schritten der unterschiedlichen Tänze. Von da an konnten Tanzschulen auf einen Katalog von Regeln und Schritten zurückgreifen, der noch heute als Grundlage für Tanzkurse gilt. Bei Tanzsportturnieren wiederum gibt es Figurenkataloge, in denen die unterschiedlichen Figuren der Tänze festgeschrieben sind. Dort wird geregelt, was die Tänzer auf den verschiedenen Niveaus können müssen, um an einem Turnier teilnehmen zu können.

„Der Figurenkatalog dient den Richtern bei Wettkämpfen zur Wertung der Tänzer und gilt international“, sagt Rüdiger Konopatzki, Vorsitzender des Düsseldorfer Boston-Clubs, des ältesten Tanzvereins in Deutschland. Heute finden Wettkämpfe in Latein- und Standardtänzen statt, aber auch in Jazz und Modern Dance. „Im Turniertanz sind Latein- und Standardtänze strikt voneinander getrennt, aber es gibt auch Paare, die beides tanzen. Das sind die sogenannten Zehn-Tänze-Paare“, erklärt Konopatzki.

Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Modetänze, die einen Tanzwahn auslösten, aber nicht immer oder erst später Teil des Turnierprogramms wurden. Alex Moore, der „Tanzpapst“, wie er manchmal in Tanzsportkreisen genannt wurde, sah im Jahr 1940 erstmals den Jitterbug, einen Swing-Tanz. Zwar war Moore von dem Jitterbug begeistert, doch eine sanftere Version kam erst dreißig Jahre später als Jive zu dem Latein-Repertoire hinzu.

In den siebziger Jahren wurde das Rollstuhltanzen erfunden. Dabei sitzt mindestens einer der Tänzer im Rollstuhl und bewegt sich gemeinsam mit dem Tanzpartner zur Musik. „Wie bei Turniertänzen üblich, kommt es vor allem auf die exakte Haltung und auf das Taktgefühl an“, betont Konopatzki.

Je nachdem, welcher Trend im Tanzsport aufkommt, können auch noch Tänze ins Programm aufgenommen werden. So hat der deutsche Tanzsportverband ein Pilotprojekt gestartet, Salsa den Lateintänzen und den Discofox den Standardtänzen hinzuzufügen. Ob sich dies im Turniertanz durchsetzt, wird sich noch zeigen.

Tanja Spanovic

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