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Am 24. März hatte der Ko-Pilot eine Germanwings-Maschine bewusst in ein Bergmassiv in den französischen Alpen gesteuert.

© dpa

Nach Germanwings-Absturz 4U9525: Alexander Dobrindt will Piloten strenger kontrollieren

Im Zwischenbericht der Task Force zum Germanwings-Absturz wird gefordert, mehr Augenmerk auf psychische Probleme bei Piloten zu legen. Die Umsetzung der Pläne ist unklar.

98 Tage nach dem mutwillig vom Ko-Piloten herbeigeführten Absturz des Germanwings-Fluges 4U9525 hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) am Dienstag den Zwischenbericht der eingesetzten Task Force vorgestellt. Er enthält einige Vorschläge, aber wenig Konkretes. Zwar soll zukünftig verstärktes Augenmerk auf die Erkennung von psychologischen Problemen bei Piloten gelegt werden, doch wie das in der Praxis umgesetzt werden kann, ist noch offen.

Ko-Pilot Andreas Lubitz hatte den Airbus auf dem Flug von Barcelona nach Düsseldorf, als er allein im Cockpit war, am 24. März bewusst in ein Bergmassiv in den französischen Alpen gesteuert, so die Ermittlungen französischer und deutscher Behörden.

Andreas Lubitz litt zeitweilig unter Depressionen

Alle 150 Menschen an Bord kamen ums Leben. Inzwischen ist bekannt, dass er zeitweilig unter Depressionen litt und deshalb sogar seine Pilotenausbildung unterbrechen musste.

Das Vertrauen zwischen Piloten, Fliegerärzten und Fluggesellschaften sei ein entscheidender Faktor für die Flugsicherheit, betonten Dobrindt und der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) Matthias von Randow. Er ist Leiter der Task Force, die aus Vertretern von Behörden, Fluggesellschaften, Berufs- und Fachverbänden, Flugzeugherstellern, Flugsicherung und Flugmedizinern besteht.

Die bei den deutschen Airlines bereits bestehenden Anlaufstellen möchte man stärken und im Rahmen einer Selbstverpflichtung zum Industriestandard machen. Eine verbindliche europäische Vorschrift zur Einrichtung von Kontaktstellen, an die sich Piloten wenden können, die bei sich selbst oder bei Kollegen psychologische Auffälligkeiten bemerkt haben, wird angestrebt. „Depressionen sind eine heute weit verbreitete Krankheit, die in den meisten Fällen gut heilbar ist“, sagte der Minister. Die Betroffenen müssten ermutigt werden, gegenüber Medizinern und Arbeitgebern offen damit umzugehen.

Zufallskontrolen auf Alkohol, Drogen und Medikamente geplant

Die Fliegerärzte sollen außerdem verstärkt für die Erkennung von psychologischen Erkrankungen sensibilisiert werden. Ferner soll die Kontrolle der angehenden Piloten auf den Konsum von Alkohol, Drogen und Medikamenten bei der medizinischen Erstuntersuchung standardisiert und im Rahmen von späteren Zufallskontrollen wiederholt werden. Dazu wird zunächst eine Fachkommission beim Luftfahrtbundesamt die entsprechenden Erfahrungen in den USA auswerten.

Unter Wahrung des Datenschutzes und der ärztlichen Schweigepflicht soll die Komplexität der pseudonymisiert an das Amt übermittelten Untersuchungsdaten vereinfacht werden. Um im Einzelfall die Tauglichkeit eines Piloten überprüfen zu können, kann es erforderlich sein, die Befunde aller vorherigen Untersuchungen zu vergleichen, heißt es in dem Zwischenbericht. Auch hier soll eine Kommission des Ministeriums prüfen, wie dies umgesetzt werden kann.

An den Cockpittüren wird nichts geändert

An der von innen zu blockierenden Cockpittür, die sich Andreas Lubitz zunutze machte als der Flugkapitän die Toilette aufsuchte, soll dagegen nichts geändert werden. „Der Türmechanismus ist ein relevanter Teil der Sicherheitskette wenn es um Angriffe von außen geht“, sagte Dobrindt. Alternativen wie eine Schleuse zwischen Kabine und Cockpit würden langfristige Neuentwicklungen erfordern, die in nächster Zeit nicht verfügbar seien, betonte von Randow.

Bewährt hat sich aus Sicht der Task Force die nach dem Absturz eingeführte Zwei-Personen-Regelung. Verlässt einer der beiden Piloten das Cockpit, muss ein Flugbegleiter seinen Platz einnehmen. Während aus Gewerkschaftskreisen vorgeschlagen wurde, dass dieses Verfahren wieder aufgehoben werden könnte, will man im Einklang mit der europäischen Flugsicherheitsbehörde EASA vorerst daran festhalten und das Verfahren nach einem Jahr evaluieren.

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