zum Hauptinhalt
Bombay

© AFP

Terror in Bombay: "Hätten sie sich umgedreht, wäre ich erschossen worden"

Es ging unglaublich schnell: In wenigen Minuten stürmten Bewaffnete zwei der größten Hotels in Bombay, eine Bahnstation und mindestens sieben weitere Ort in der Stadt - und schossen zum Teil wahllos um sich. Das Gesamtbild ergibt ein Panorama des Schreckens. Hier einige Augenzeugenberichte.

Eine indische Architektin erlebte den Anschlag auf das Taj-Mahal-Hotel aus einem nahe gelegenen Café mit. „Wir haben eine Reihe von Schüssen gehört, es klang wie Feuerwerk", sagte die 33-jährige Perena Motwane. „Es wurde immer lauter, wie Explosionen", sagte sie. Dann sei ein Mann in einem blutigen T-Shirt gelaufen gekommen und habe um Hilfe geschrien. Ein junges Paar habe sich aus einem Café gerettet, in dem ein Terrorist um sich geschossen habe. „Sie sagten, dort sei überall Blut gewesen", berichtete Motwane.

Eine Britin, der mit zwei Freunden in einem der Hotels gefangen war, berichtete der Times of India: "Wir saßen beim Abendessen als wir die Schüsse hörten. Wir duckten uns, manche von uns krochen unter die Tische und die Hotelangestellten sagten uns, wir sollten uns ruhig verhalten und verschlossen die Türen. ..."

Eine australische Schauspielerin hatte sich im Taj-Mahal-Hotel mit sechs anderen Gästen in den Toiletten eingeschlossen, als in der Lobby die Schießerei ausgebrochen war. „Es war schrecklich, da ist auf den Fluren auf die Leute geschossen worden, vor den Waschräumen lag eine Leiche", berichtete die 28-jährige Brooke Satchwell. Sie selbst sei in einen kleinen Schrank gekrochen. Der Australier David Coker (23) erlebte mit, wie die Attentäter in einem Café mit Schnellfeuergewehren wahllos um sich schossen. „Das war ein Amoklauf", sagte er.

Ein deutscher Tourist, der in einem dem Taj Mahal gegenüberliegenden Hotel wohnte, berichtete dem Internet-Radio-Sender You FM, wie schwer bewaffnete Terroristen "mit riesigen Gewehren und umgeschlungenen Patronengürteln" durch die Straße gestürmt seien. "Sie haben auf alles geschossen, was ihnen untergekommen ist ... Es war wie im Film: Männer mit Kapuzen, Patronengürteln und riesigen Maschinengewehren. Es gab jede Menge Schüsse und Explosionen ... Wir haben uns alle geduckt und das Licht ausgemacht"

Ein britischer Politiker der EU-Delegation erstattete noch während seiner Flucht über sein Handy der englischen Times Bericht: "Ich war in der Lobby des Hotels, als die bewaffneten Männer das Hotel betraten und die Leute anfingen zu rennen. Einer der Attentäter stand da und feuerte ganz wahllos in die Gegend. Er stand direkt neben mir. Ich drehte mich um und rannte davon, durch die Hotel-Küche in ein Restaurant, wo wir uns verschanzten."

Ein weiterer Brite, der den Attentätern im Taj-Mahal-Hotel knapp entkommen konnte, berichtete später: „Die Attentäter waren kaum 20 oder 25 Jahre alt und ganz normal gekleidet. Sie trugen Jeans und T-shirts, waren aber vom Verhalten her sehr aggressiv. Sie schrien herum und hielten besonders nach Briten und Amerikanern Ausschau. Wir waren zu fünfzehnt und natürlich hatte ich Angst, denn ich bin Brite. Zwei der Terroristen stiegen die Treppe herauf, wobei sie ununterbrochen etwas riefen. Glücklicherweise füllt sich der Raum, in dem wir uns befanden schnell mit Rauch und zwei von uns konnten fliehen."

Im Chattrapati Shivaji Bahnhof versuchte Nasim Inam einen späten Zug nach Hause zu nehmen als vier junge Männer mit Gewehren in die Station stürmten: „Sie haben einfach wahllos auf die Leute geschossen. In wenigen Sekunden brachen zahllose Menschen zusammen. Ich stand hinter ihnen. Hätten sie sich umgedreht, wäre ich selber erschossen worden. ... und sie waren so jung"

Nur einige Kilometer von der Station entfernt beobachtete ein Augenzeuge, wie ein Polizei-Auto entführt wurde und Terroristen wahllos in die Menge vor einem Krankenhaus schossen. „Wir hörten den Wagen beschleunigen, es war ein Polizei-Auto aber die Leute, die drin saßen, fingen plötzlich an, auf uns zu schießen. Ein Mann schrie, dass ihm der Finger abgeschossen worden wäre, Anderen wurde ins Bein geschossen, in die Schulter oder die Hand. Plötzlich war alles voller Blut. "

Mehrere EU-Abgeordnete konnten sich kurz nach Beginn des Angriffs aus dem Taj-Mahal-Hotel retten. Einige von ihnen seien „im Kugelhagel" durch Keller und Küche aus dem Hotel geflohen, sagte der Karlsruher EU-Abgeordnete Daniel Caspary. Die Delegation wurde später ins französische Konsulat gebracht. Auch der Maler Norbert Bisky, Sohn des Linken-Chefs Lothar Bisky, konnte sich am frühen Morgen unversehrt aus dem Taj-Mahal-Hotel retten.

Aus Angst vor weiteren Anschlägen verbarrikadierten sich am Donnerstag zahlreiche Ausländer im benachbarten Hotel Taj President. Die Zufahrt sei mit Hotelfahrzeugen versperrt und der Lobby-Eingang mit Sofas zugestellt, sagte der in Bombay tätige Anwalt Lars Meyer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Zahlreiche bewaffnete Sicherheitsleute mit schusssicheren Westen bewachten das Hotel. „Die Lage ist weiterhin sehr angespannt. Viele fürchten, dass es am Abend weitergeht", sagte Meyer. Zahlreiche Menschen aus anderen Hotels hätten dort Zuflucht gesucht. „Viele hatten Blutspritzer am Körper und standen unter Schock", sagte Meyer. (ah/dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false