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Elefanten

© dpa

Tierschutz: Die Wüste bebt

Tierschützer kritisieren die Abschusserlaubnis für drei Elefantenbullen im Nordwesten Namibias. Dabei gilt das Elefantenmanagement in dem afrikanischen Land als vorbildlich.

Derzeit sind bis zu sechs Jäger in Namibias Nordwesten unterwegs, um drei Elefantenbullen zu schießen. In der Kunene-Region leben die sogenannten Wüstenelefanten, die sich an das Leben in extremer Trockenheit angepasst haben. Für Daniela Freyer von der Tierschutzorganisation Pro Wildlife ist es „ein Skandal, auf eine so fragile Population die Jagd zuzulassen“. Das sieht auch die namibische Elefantenschutzorganisation EHRA so, die vor einigen Tagen deshalb Alarm geschlagen hat.

Daniela Freyer hat inzwischen alle Hebel in Bewegung gesetzt, die Jeeps in Kunene zu stoppen. Sie hat an den namibischen Umweltminister geschrieben, an die namibische Botschaft in Berlin und an das Bundesamt für Naturschutz (BfN). Das BfN ist die Vollzugsbehörde für das Washingtoner Artenschutzabkommen (Cites). Das heißt: Wenn beispielsweise Stoßzähne von einer solchen Trophäenjagd nach Deutschland eingeführt werden sollen, müssen bestimmte Bedingungen erfüllt sein. Doch stoppen, sagt Dietrich Jelden, Abteilungsleiter Artenschutzvollzug im BfN, ließe sich die Einfuhr der Stoßzähne der betroffenen Elefantenbullen nicht. Denn das regele alles die Europäische Union. „Die Mitgliedstaaten haben keinen Ermessensspielraum“, sagt Jelden.

Daniela Freyer argumentiert, dass die Wüstenelefantengruppe in Kunene nur noch über drei fortpflanzungsfähige Bullen verfüge. Würden diese geschossen, „würde das langfristig die Auslöschung dieser Population bedeuten“. Das befürchtet auch EHRA. Dagegen meint Jelden, dass Namibia „über ein hervorragendes Elefantenmanagement verfügt“. Er ist zudem überzeugt davon, dass andere Savannenelefanten etwa aus dem Etosha-Nationalpark, der nicht weit entfernt liegt, in das Gebiet einwandern könnten. Dass das so einfach geht, ist sich die Elefantenexpertin der Weltnaturschutzunion (IUCN), Holly Dublin, nicht so sicher. Zwar „könnten die Wüstenelefanten in jedem anderen Lebensraum überleben“. Doch ob das auch andersherum gilt, sei noch nicht ausreichend erforscht. Doch auch Holly Dublin lobt das Elefantenmanagement in Namibia als „vorbildlich“ und zweifelt daran, dass das Ministerium leichtfertig Jagderlaubnisse erteilt.

Tatsächlich hat Namibia nach der Unabhängigkeit ein sehr wirkungsvolles Wildtiermanagement eingeführt. Die Tiere gehören sogenannten Conservancies, das sind die Bewohner einer bestimmten Region. Diese Gemeinschaften bestimmen, was mit den Tieren passiert. Sie können Touristen zur Fotosafari einladen, sie können Jagdlizenzen ausgeben oder die Tiere auch selbst schießen. Das Ergebnis ist, dass die Wilderei dramatisch abgenommen hat. Eine Jagdlizenz für einen Elefanten kostete vor zwei Jahren beispielsweise 8500 Dollar. Wenn ein Tier so wertvoll ist, wollen die Bewohner nicht, dass irgendein Wilderer diesen Wert einfach stiehlt. Oft werden die Jagdlizenzen auch nicht ausgeschöpft, eben weil sich ein Bewusstsein für den Wert der Tiere gebildet hat.

Dennoch ist der Jagdtourismus eine wichtige Einnahmequelle für die Conservancies. Die Jäger kommen vor allem aus Deutschland und den USA. Den Cites-Einfuhrstatistiken lässt sich entnehmen, dass seit 1981 mindestens 152 Elefanten von deutschen Jägern in Namibia geschossen worden sind – vermutlich sind es mehr. Die Statistiken enthalten nämlich alle eingeführten Details, aber keine Zahlen für „ganze“ Tiere.

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