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Panorama: Tod im Schlamm

Am Fuß des Vulkans Mayon wurden mehrere Hundert Menschen verschüttet

Der Tod kam über Nacht – mit einem ohrenbetäubenden Rauschen. Die Schlammlawine aus vulkanischem Geröll und schmieriger Asche riss Ställe und Vieh mit, drückte Fenster und Türen ein und ließ vielen Einwohnern von Padang und sieben weiteren Dörfern am Fuß des Vulkans Mayon auf den Philippinen nicht die geringste Überlebenschance. Dann kam die große Stille. „Eine einzige schwarze Wüste“, sagte der Bürgermeister der nahe gelegenen Stadt Legazpi, Noel Rosal. Am Freitagmorgen gruben Überlebende mit bloßen Händen verzweifelt nach Angehörigen.

Viel helfen konnte Rosal kaum. Der Bürgermeister, dessen Haus nach dem Taifun „Durian“ mit sintflutartigem Regen meterhoch im Wasser gestanden hatte, kämpfte sich die elf Kilometer nach Padang vor. Die Straße war weggerissen oder zugeschüttet, es ging nur zu Fuß oder mit dem Moped. Schweres Gerät zu Rettungszwecken war auf diesem Weg nicht zu befördern. „Padang ist zerstört“, berichtete Rosal. Wie eine Mondlandschaft habe es ausgesehen. Den Toten, die er sah, war die Kleidung durch die Wucht der Lawine vom Leib gerissen worden. Manche Häuser steckten bis zur Dachrinne im Schlamm.

Hunderte von Menschen sind unter Schlamm begraben oder durch Trümmer erschlagen worden. Nach Schätzungen von Rotem Kreuz und philippinischen Regierungsstellen liegt die Zahl der Toten und Vermissten bei etwa 500.

Der Taifun „Durian“, auf den Philippinen „Reming“ genannt, hatte bis zu 250 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit erreicht. Er zerstörte tausende Wohnhäuser, dutzende Schulen und viele Strommasten. Die meisten Opfer starben in der Provinz Albay, wo am Hang des 2500 Meter hohen Mayon-Vulkans Asche und Matsch abrutschen.

Im Katastrophengebiet an dem Vulkanhang waren noch im August vor einer relativ kleinen Eruption 30 000 Menschen evakuiert worden. Sie kehrten im September zurück, weil der Vulkan sich beruhigt hatte. Wegen Taifun „Durian“ sind nun mindestens 50 000 Menschen obdachlos. Hart getroffen wurde auch die Inselprovinz Marinduque, wo nach Angaben von Gouverneur Carmencita Reyes 90 Prozent aller Häuser beschädigt sind. „Ich habe noch nie eine solche Zerstörung gesehen“, sagte Reyes. Der Transport von Hilfsgütern in verwüstete Gebiete ist derzeit vielerorts nur mit Helikoptern möglich, die rar sind.

Entwurzelte Bäume blockieren Straßen. Der Flughafen von Legaspi, der größten Stadt im Südosten von Luzon, musste schließen. Auf der Landebahn liegen Trümmer, im Kontrollturm ist kein Strom.

Jedes Jahr ziehen viele Unwetter über die Philippinen, 2004 starben dabei 1800 Menschen. Die aktuelle Sturmsaison ist auch heftig, in den vergangenen drei Monaten kamen drei Taifune. Im September starben nach „Xangsane“ 200, im Oktober nach „Cimaron“ 38 Menschen. Starken Regenfällen folgen öfter massive Erdrutsche, so wie jetzt am Mayon-Vulkan. Im Februar hatte eine Schlammlawine auf der Insel Leyte 1200 Menschen in den Tod gerissen.

Für die Schlammlawinen werden oft illegale Rodungen verantwortlich gemacht. Skrupellose Geschäftemacher und verzweifelte Menschen auf der Suche nach irgendetwas, das zu Geld zu machen ist, fällen hektarweise Bäume. Ohne Wurzeln verliert der Boden Haftung. Bei heftigen Regenfällen können Hänge dann schnell ins Rutschen geraten. (mit dpa)

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