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Warnung vor dem Hunde. Auch Rottweiler können sehr gefährlich werden. Foto: dpa

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Panorama: Tödliche Bisse

Nach dem Tod eines dreijährigen Jungen durch einem Rottweilerangriff wird die Frage nach schärferen Gesetzen gestellt

Schon drei kleine Kinder starben in diesem Jahr durch Hundeattacken. Der jüngste Fall ereignete sich am Samstagabend, als ein Rottweiler im Dorf Zörnigall bei Wittenberg einen dreijährigen Jungen tötete, der bei seiner Urgroßmutter zu Besuch war. Die 76 Jährige hatte den Rottweiler und eine Boxerhündin zur Pflege, jetzt wird gegen die Frau wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung ermittelt. Nach dem jüngsten Fall ist erneut ein Streit um schärfere Hundegesetze und Eignungsprüfungen für Hundehalter entbrannt. Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Hövelmann (SPD) kündigte an, die gesetzlichen Regelungen zu prüfen. Hundegesetze sind Ländersache. Konkret warf der Minister die Frage auf, ob die vier bisher in Sachsen-Anhalt als gefährlich eingestuften Hunderassen ausreichend seien oder ob auch Rottweiler mit auf die Liste müssten. Einen verpflichtenden Test für Hundehalter – ähnlich dem Autoführerschein – forderte die Berliner Abgeordnete Claudia Hämmerling (Grüne). Die Halter sollen dabei den richtigen Umgang mit ihrem Tier lernen und nach bestandenem Test den Hund mit einer Art „grünen Plakette“ kennzeichnen. „Das wäre eine vertrauensschaffende Maßnahme für alle“, sagte Hämmerling. In Thüringen, wo im Mai ein kleines Mädchen von den vier Kampfhunden ihrer Tante getötet wurde, liegt ein solcher Gesetzentwurf zur Beratung dem Kabinett vor. „Aktuell sehen wir einen Hundeführerschein für gefährliche Hunde vor, die bereits auffällig geworden sind“, sagte ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums. „Außerdem für alle Hunde, die auf der Rasseliste stehen.“ Auch diese Rasseliste gibt es erst seit der Attacke, sie wird mit dem Gesetz gegen Ende des Jahres in Kraft treten.

Auch bei dem Fall in Sachsen-Anhalt ist offensichtlich, dass wichtige Grundkenntnisse nicht vorhanden waren. Dass Hund und Kind nie allein sein sollten, ist nach Expertensicht eine der wichtigsten Grundregeln. „Wenn zwei Hunde und ein Kleinkind einer alten Frau gleichzeitig anvertraut werden, haben hier viele erwachsene Menschen Fehler gemacht“, sagte Udo Kopernik, Sprecher des Verbandes für das deutsche Hundewesen.

Viele Menschen haben beim Spazierengehen Angst vor fremden Hunden. Die Statistiken aber zeigen noch eine andere Wahrheit: „Zwei Drittel aller Hundeangriffe passieren im eigenen Haushalt oder bei Freunden“, sagte Abgeordnete Hämmerling. Viele Halter hätten sich im Vorhinein nicht vorstellen können, die Kontrolle über ihren Hund zu verlieren. Das dritte Kind in diesem Jahr, ein achtwöchiges Baby, wurde von einem der drei Familienhunde totgebissen.

In Sachsen-Anhalt beteuern die Ämter, alles scheine in Ordnung. „Veterinäre und Ordnungsamt haben bescheinigt, dass die Tiere in einem guten Zustand waren und artgerecht gehalten wurden“, sagte der Sprecher des Landratsamtes Wittenberg, Ronald Gauert. Nach Agenturangaben kannte der Junge die Hunde seit seiner Geburt. Der tote Rottweiler soll nun untersucht werden, um festzustellen, eine Krankheit wie Tollwut der Grund für sein aggressives Verhalten gewesen sein könnten. Nach dem Vorfall meldeten sich allerdings Nachbarn, die schon länger in Angst vor den Tieren lebten und dies auch dem Ordnungsamt gemeldet hatten.

Der Verband für das deutsche Hundewesen hingegen ist überzeugt, dass „die bestehenden Regeln und Gesetze ausreichen.“ Sie müssten allerdings „ordentlich umgesetzt werden“, sagte Sprecher Kopernik. Oftmals scheitere dies an den finanziellen und personellen Schwierigkeiten in den Kommunen. mit dpa

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