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Panorama: Tödlicher Schlaf

Fünf Menschen starben bei einem Busunglück auf der Autobahn

Weißenfels (dpa). Bei einem schweren Busunglück auf der Autobahn 9 (MünchenBerlin) bei Weißenfels in Sachsen-Anhalt sind am frühen Sonntagmorgen fünf Menschen ums Leben gekommen. Über die Zahl der Verletzten und der Insassen gibt es unterschiedliche Angaben. Das Verkehrsministeriums Sachsen-Anhalt erklärte, bei den Toten handele es sich um vier ältere Frauen und einen 17-Jährigen. Zudem seien der Busfahrer und 18 weitere Fahrgäste schwer verletzt in umliegende Krankenhäuser eingeliefert worden. Nach anders lautenden Angaben der Polizei gab es 17 Verletzte. In dem Bus hätten sich einschließlich Fahrer 22 Personen befunden.

Außerdem hieß es aus dem Ministerium, der Fahrer soll bereits 100 Meter vor dem Unglück langsam von der Fahrbahn abgekommen sein, was auf einen Sekundenschlaf hindeute. Die Polizei bestätigte diese Angaben bislang nicht. Die Unfallursache sei weiterhin unklar, sagte die Sprecherin der Polizei Merseburg, Birgit Bandermann. Ob Übermüdung oder Alkohol im Spiel war, werde geprüft. Der Busfahrer sei schwer verletzt und konnte bislang nicht befragt werden. Auch über die Identität der Opfer lägen noch keine Informationen vor, sagte Bandermann. Nach den Reiseunterlagen sollten 15 Passagiere in München und 8 in Nürnberg zusteigen. Jetzt werde geprüft, wer tatsächlich an Bord des Busses war. Die Fahrgäste waren mit dem Bus nach Kiel unterwegs. Dort sollten sie eine einwöchige Kreuzfahrt antreten.

Laut Polizeisprecherin war der Bus um 2.37 Uhr auf einem freien, dreispurigen Autobahnabschnitt „von der Autobahn abgekommen, die Böschung hinunter gefahren und umgekippt“.

Sachsen-Anhalts Verkehrsminister KarlHeinz Daehre bekräftigte seine Forderung nach höheren Sicherheitsstandards im Transportgewerbe. Beispielsweise müssten Reisebusse mit zwei Fahrern besetzt werden, sagte der Minister. Wenn es um die Sicherheit von Menschen gehe, seien Kostengründe als Gegenargument nicht akzeptabel. Daehre forderte den Bund auf, schneller auf dieses Problem zu reagieren. „Es dauert in Deutschland einfach zu lange, bis auf erkannte Schwachstellen reagiert wird“, sagte Daehre.

Verkehrsminister Stolpe hat nach dem Unfall verstärkte Buskontrollen angekündigt. Gleichzeitig sprach er sich am Sonntag in Berlin für eine Strafverschärfung bei Manipulationen an Kontrollgeräten für die Einhaltung der Lenk- und Ruhezeiten aus. Demnach sollen Fahrer oder Unternehmer, die einen Geschwindigkeitsbegrenzer oder ein Kontrollgerät nicht ordnungsgemäß einbauen, mit einer Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder einer Geldbuße bestraft werden.

Etwa jeder vierte Verkehrsunfall geht nach Angaben des Automobilclubs von Deutschland (AvD) auf Übermüdung und Sekundenschlaf zurück. Das Phänomen ist bekannt: Auf langen monotonen Strecken, die nicht regelmäßig durch Pausen unterbrochen werden, nickt der Fahrer kurz ein.

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