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Panorama: Tötete Ärztin 76 Krebskranke?

Internistin soll Patienten starke Schmerzmittel verabreicht haben, ohne sie über die lebensverkürzende Wirkung aufzuklären

Hannover (dpa). Im Fall einer der Sterbehilfe in 76 Fällen verdächtigen Ärztin wartet die Staatsanwaltschaft Hannover auf ein medizinisches Gutachten. Es soll klären, ob die Internistin an einer Klinik in Langenhagen bei Hannover sich tatsächlich schuldig gemacht oder sich korrekt verhalten habe, sagte ein Sprecher am Dienstag. Das Ergebnis des Gutachtens werde allerdings frühestens im November vorliegen.

Die Frau soll Krebspatienten starke Schmerzmittel gegeben haben, ohne über lebensverkürzende Wirkungen aufzuklären. Nach Angaben der Deutschen Hospiz Stiftung könnte es sich um Fälle von indirekter und damit straffreier Sterbehilfe handeln.

Dabei werde bei sterbenskranken Menschen in Kauf genommen, dass der Tod in Folge einer Schmerztherapie etwas früher eintrete, sagte der Vorstand der Hospiz Stiftung, Eugen Brysch: „Der Patient wäre unter so unsäglichen Schmerzen gestorben, dass der Mediziner sagt, dann erhöhen wir die MorphinGabe.“ Es könne passieren, dass der Patient ein paar Stunden früher sterbe, meinte Brysch. Die Form der indirekten Sterbehilfe sei in Deutschland mit Zustimmung des Patienten erlaubt. Brysch geht im Verdachtsfall der Internistin davon aus, dass es sich keinesfalls um aktive Sterbehilfe handelt, die in Deutschland verboten ist. Das Verwaltungsgericht entzog der Ärztin die Arbeitsgenehmigung.

Zehn Minuten bis zum Tod

„Aktive Sterbehilfe wird nicht mit Morphin gemacht“, meinte der Vorstand der Deutschen Hospiz Stiftung. Meist würden dabei Schlafmittel gemeinsam mit Medikamenten verabreicht, die die Muskeln lahm legen. „Aktive Sterbehilfe ist Gift, und innerhalb von zehn Minuten ist der Patient tot“, sagte Brysch. Morphin sei ein hilfreiches Mittel, um akuten Schmerz zu beseitigen und Leiden zu lindern. Patienten dürften angesichts des Verdachtsfall in Hannover nun nicht verunsichert werden, betonte Brysch. Deutschland sei beim Morphin-Verbrauch pro Kopf Schlusslicht in Europa. „Das liegt nicht daran, dass die im Ausland alle abhängig sind.“

Vielmehr sei die Palliativmedizin (schmerzlindernde Medizin) für unheilbar kranke Menschen in Deutschland nicht so ausgeprägt wie anderen europäischen Ländern.

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