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Transrapid-Unglück: Anwälte der Opfer prüfen Schadenersatzansprüche

Nach dem Transrapid-Unglück im Emsland müssen sich die Verantwortlichen der Teststrecke womöglich auf Schadenersatzforderungen der Opfer einstellen.

Berlin/Lathen - "Wir gehen derzeit davon aus, dass der erforderliche und in Pudong/Schanghai eingesetzte technische Sicherheitsstandard auf der Versuchsstrecke nicht bestand", teilte die Berliner Kanzlei Simon und Partner mit. Die Sozietät vertritt nach eigenen Angaben Verletzte und Hinterbliebene des Unglücks und will parallel zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft eigene Untersuchungen einleiten. Am Unfallort in Lathen setzten Sachverständige ihre Arbeit fort. Unterdessen halten die Sicherheitsbedenken gegen die Magnetschwebebahn an.

Wie die Berliner Kanzlei mitteilte, richten sich die Ermittlungen gegen den Betreiber und den Hersteller des Transrapid, gegen Mitarbeiter in der Leitstelle sowie gegen die Technischen Überwachungs-Vereine (TÜV). Der beauftragte Anwalt Stefan Meyer sagte der "Osnabrücker Zeitung" vom Dienstag, die Chancen der Opfer auf Entschädigung stünden "nicht so schlecht". Er gehe davon aus, dass menschliches Versagen nicht die einzige Unfallursache sein könne.

Auch der Grünen-Politiker Winfried Hermann kritisierte die Sicherheitsvorkehrungen auf der Teststrecke. Es deute vieles darauf hin, dass eine Mischung aus menschlichem Versagen und technischen und sicherheitstechnischen Mängeln zu dem Unglück mit 23 Toten geführt habe, sagte er dem NDR. "Es ist zumindest nicht nur menschliches Versagen, sondern auch technisches Mangelwerk muss man fast sagen", sagte er. Hermann äußerte die Vermutung, dass die Behörden dem Betreiber in Sicherheitsfragen womöglich zu sehr freie Hand gelassen hätten.

Münchner Streckenführung wirft Fragen auf

Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hält auch die Sicherheitsprobleme der in der bayerischen Metropole geplanten Transrapid-Trasse für längst nicht gelöst. Besonders die Streckenführung in einem drei Kilometer langen Tunnel werfe viele Fragen auf, sagte er der "Frankfurter Rundschau". "Wir haben hier nach den Rettungsmöglichkeiten, nach dem Bergungskonzept gefragt, aber keine befriedigenden Antworten bekommen." Ude schlägt als Alternative zum Transrapid, der zwischen Hauptbahnhof und Flughafen fahren soll, eine Express-S-Bahn vor.

Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sagte auf n-tv, zunächst müsse geklärt werden, ob das Sicherheitskonzept in Lathen ausgereicht habe und befolgt wurde. Dann müssten mögliche Folgerungen auf München übertragen werden. Er habe einen neutralen Gutachter beauftragt, "der die Verbindung zwischen Lathen und dem Unglück und einer potenziellen Strecke in München herstellt".

Die Staatsanwaltschaft Osnabrück konnte inzwischen einen der drei überlebenden Fahrzeugführer anhören, der im hinteren Teil des Transrapids gesessen hatte. "Für uns hat das aber bislang keine großen Erkenntnisse gebracht", sagte ein Polizeisprecher. Die zwei Mitarbeiter in der Transrapid-Leitstelle stehen hingegen weiter unter Schock. Wann sie vernommen werden können, ist noch unklar. Beide gelten als Schlüsselzeugen, weil sie den Strom für den Transrapid freigegeben hatten, obwohl ein Hindernis auf der Strecke stand. 23 Menschen starben bei dem Aufprall, zehn wurden verletzt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen fahrlässiger Tötung gegen alle Verantwortlichen der Testfahrt. Am Mittwoch wird zu einem zentralen Trauergottesdienst in Lathen auch Bundespräsident Horst Köhler erwartet. (tso/ddp)

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