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Panorama: Turmbau zu Utrecht

Zum ersten Mal soll in den Niederlanden in die Höhe gebaut werden

Die Niederlande sind flach. Keine Berge, keine Klippen oder Hügel verstellen den weiten Himmel. Und die Niederländer dachten bislang nicht daran, das Profil zu erhöhen. Mit Hochhäusern zum Beispiel. Erst in den Sechzigern wuchsen Häuser knapp höher als Windmühlen. Ansonsten: wild wuchernde, flunderflache Vorortsiedlungen im dichtest besiedelten Land Europas. Bald würde aus den Nieder-Landen eine einzige Nieder-Stadt, dachte man.

Doch die Universitätsstadt Utrecht plant eine Revolution: „Eine neue Grammatik der Städteplanung, in der Horizontalen und Vertikalen kommunizieren und sich miteinander in einer gänzlich logischen Art und Weise abstimmen.“ Will sagen: In Utrecht wird ein hohes Haus gebaut, ein sehr hohes. Der „Belle van Zuylen“-Turm ist Teil eines Entwurfs für das riesige Utrechter Neubauviertel „Leidsche Rijn“, das für 100 000 Menschen gebaut wird. Dass aus dem Entwurf Realität wird, daran hat George Miles vom Architektenbüro Cie. keine Zweifel.

„Belle van Zuylen“ soll 262 Meter hoch sein, 100 Meter höher als das bislang höchste niederländische Gebäude – und nur 60 Meter niedriger als der höchste Punkt der Niederlande, der Vaalserberg. Er wird das dritthöchste Gebäude in ganz Europa sein. Seine 262 Meter werden noch 50 Kilometer entfernt zu sehen sein – was für die Niederlande sehr viel ist. Fünf Millionen Niederländer können den Turm dann sehen – fast jeder dritte. „Das hat es noch nicht gegeben", weiß Miles.

Dabei sei die Größe gar nicht wichtig. „Sie ist das Resultat der Planung, nicht die Absicht“, sagt Miles. Die Absicht war, möglichst viel unter ein Dach zu bringen: Wohnen, Arbeiten, Freizeit, Einkaufen – auf 96 000 Quadratmetern, die nach oben statt zur Seite wachsen, um neue urbane Wucherungen zu verhindern. „Holland war bis jetzt nicht gerade für hohe Gebäude bekannt, aber das ändert sich gerade“, sagt Miles. „Mit diesem neuen Denken ist die Stadt ihrer Zeit voraus“, jubeln die Planer. Die Utrechter Lokalpolitiker goutierten ihren Entwurf. „Der Beschluss war für uns eine sehr erfreuliche Überraschung“, sagt Miles. Überhaupt sei die Reaktion sehr positiv gewesen. Auch bei einer Umfrage der Tageszeitung „De Volkskrant“ sei eine Mehrheit für die nach der erfolgreichen niederländischen Autorin und Komponistin benannte „Belle van Zuylen“ gewesen.

Wann und wie „Belle van Zuylen“ in den Himmel über Utrecht wächst, weiß Miles noch nicht. Konkrete Entscheidungen des Utrechter Rats stehen noch aus, vor 2008 könne man nicht anfangen zu bauen. Fünf Millionen Niederländer um Utrecht wird das freuen: Bis dahin bleibt ihr Blick auf Hollands Himmel ganz frei.

Fabian Grabowski

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