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Panorama: Überraschung im Erzieherprozess

Das Landgericht Leipzig stellt das Verfahren um Misshandlungen im DDR-Kinderheim Meerane ein

Leipzig Der Prozess um Misshandlungen im DDR-Kinderheim Meerane ist am Montag überraschend eingestellt worden. Staatsanwaltschaft und Verteidigung einigten sich vor dem Landgericht Leipzig darauf, dass drei der vier Angeklagten lediglich Geldbußen zwischen 3500 und 6000 Euro an ihre Opfer sowie gemeinnützige Vereine zahlen müssen. Der vierte Angeklagte, der damalige Musiklehrer der Einrichtung, muss keine Strafe zahlen. Die Entscheidung ist jedoch nach Ansicht der Verteidiger nicht als Schuldeingeständnis zu werten.

Die einstigen Erzieher und der Lehrer im Spezialheim für schwer erziehbare Kinder und Jugendliche waren angeklagt worden, von 1986 bis 1990 mehrere minderjährige Bewohner eingesperrt, geschlagen und gedemütigt sowie in einem Fall sexuell missbraucht zu haben.

Der Vorsitzende Richter Berthold Pfuhl sagte, dieser Prozessausgang sei für einige Beobachter verwunderlich. Er begründete die Entscheidung allerdings mit der Länge der Zeit, die die Taten zurückliegen und der seit neun Jahren andauernden juristischen Auseinandersetzung ohne Urteil.

Den Geschädigten blieben dadurch auch „unangenehme Konfrontationen“ und „schwierige persönliche Befragungen“ erspart. Zudem erführen sie durch die Geldbußen der Angeklagten teilweise Genugtuung.

Der heute 29-jährige Hauptbelastungszeuge und ehemalige Heiminsasse Mario S. äußerte sich sehr enttäuscht über den Ausgang des Verfahrens. Es sei eine „bodenlose Frechheit“, dass er mit Geld abgespeist werde und die Angeklagten ihre Schuld nicht hätten eingestehen müssen. Die Nebenklage sieht in der überaschenden Wendung in dem Verfahren dennoch ein Schuldeingeständnis.

Ursprünglich sollte der Prozess, für den 48 Zeugen geladen waren, bis zum Oktober andauern. ddp

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