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Strandspaziergang. Nur wenige buchen die Insel in der kälteren Jahreszeit, obwohl es dort vergleichsweise mild ist.

© picture-alliance / dpa/dpaweb

Unberührtes Urlaubsparadies: Mallorca im Winterschlaf

Die im Sommer überfüllte Insel Mallorca ist derzeit wie ausgestorben – alle Bemühungen, Reisende anzulocken, sind gescheitert. Diejenigen aber, die doch dorthin kommen, finden eine unberührte Insel im Winterschlaf vor.

Kaum eine Menschenseele, so weit das Auge reicht. Fast fühlt man sich dieser Tage an jene alten Zeiten vor über 50 Jahren erinnert, in denen diese Urlaubsmeile noch ein unberührter Strand war. Damals, als an Mallorcas berühmter Playa de Palma noch Dünen und Schilfgras die Küstenlandschaft bestimmten und nur ein paar verstreute Sommerhäuschen die Idylle unterbrachen. Als es hier noch keine Ballermann-Saufschenken und keinen Massentourismus gab.

Würden da nicht auf der anderen Seite der Strandpromenade jene Bettenburgen in den Himmel ragen, die im Sommer zehntausende Urlauber beherbergen. Und die daran erinnern, dass dieser 4,5 Kilometer lange Strandabschnitt östlich der Inselhauptstadt Palma de Mallorca in der Hochsaison so dicht mit Urlaubern bevölkert ist, dass er auch „Europas Badewanne“ genannt wird. Rund 130 Hotels mit etwa 40 000 Betten stehen hier, so viel wie sonst nirgendwo auf der Insel. Doch jetzt in der Wintersaison sind die meisten dieser Hotels verrammelt.

Im Juli und August kommen drei Millionen Gäste

Nach einem touristischen Rekordsommer kommt für die Hoteliers der "Katastrophenwinter": Schon im Dezember 2013 und Januar 2014 verloren sich zusammengerechnet nur 150 000 ausländische Urlauber auf Mallorca, wo ohne den Tourismus nichts mehr läuft, weil er der Motor der Wirtschaft ist. Die Gastwirte klagten über den „schlimmsten Winter aller Zeiten“. Die kalte Jahreszeit 2014/2015 dürfte noch misslicher werden. In den Monaten Juli und August tummeln sich rund drei Millionen internationale Urlauber auf Mallorca, gut 20-mal mehr als in der Wintersaison. Dann sind Hotels und Strände brechend voll. Fast die Hälfte der fremden Inselbesucher sind Deutsche.

Seit Jahren bemüht sich die Reisebranche, die Europäer auch im Winter für die Insel zu begeistern. Gerade wurde wieder die Kampagne „Palma 365“ angeleiert, die mit günstigen Pauschalpaketen für Flug und Hotel versucht, an 365 Tagen des Jahres die Insel mit Gästen zu füllen. Aber: Statt mehr kommen sogar weniger Touristen – die Buchungskurve für Dezember/Januar zeigt nach unten. An der Playa de Palma oder auch in der zweitwichtigsten Ferienhochburg Calvià ist deswegen derzeit nur etwa jedes zehnte Hotel geöffnet. An anderen Küstenabschnitten sind sogar alle Quartiere zu. Viele mallorquinische Touristenorte verfallen in Tiefschlaf. Erst im Februar und März belebt sich die Insel wieder – auch weil dann Scharen von Radsportlern auf dem erblühenden Mallorca einfallen.

Dabei ist die Insel gerade im Winter, bei milden Durchschnittstemperaturen von immer noch 10 bis 15 Grad, besonders schön für Erholungssuchende, die dem Trubel entfliehen wollen und einsame Spaziergänge lieben. Denn was auf Mallorca „Winter“ genannt wird, das empfinden viele Nordeuropäer immer noch als Frühling.

Reisende sollten sich nur versichern, dass sie im Winter nicht in einem Hotel unterkommen, in dessen Umgebung gerade die Bagger anrollen und Presslufthämmer lärmen: Viele Hoteliers, die ihre Herbergen dichtgemacht haben, nutzen die Winterpause, um ihre Häuser zu sanieren oder von Drei- auf Vier-Sterne-Komfort hochzurüsten.

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