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Urteil: 13 Jahre Haft für Totschlag an Tim

Der Tod des zweijährigen Tim aus Elmshorn löste im November 2005 bundesweit Entsetzen aus. Nun hat das Landgericht Itzehoe den ehemaligen Lebensgefährten der Mutter zu 13 Jahren Haft verurteilt.

Itzehoe - Vier Monate nach dem gewaltsamen Tod des kleinen Tim sahen es die Richter der Fünften Großen Strafkammer als erwiesen an, dass der Ex-Freund der Mutter den Zweijährigen brutal geschlagen und geschüttelt hat. Der Junge war wenige Stunden später an den Folgen einer schweren Hirnschwellung gestorben. «Es ist hinreichend erwiesen, dass der Angeklagte den Jungen getötet hat», sagte der Vorsitzende Richter Eberhard Hülsing in seiner Urteilsbegründung. «Ihre Tat verdient tiefste Verachtung», sagte Hülsing in Richtung des reglosen Angeklagten.

Mit dem Spruch blieben die Richter ein Jahr unter der Forderung der Staatsanwaltschaft. Die Höchststrafe beträgt 15 Jahre Haft. Die Ankläger hatten für den arbeitslosen Bautischler eine 14-jährige Haftstrafe gefordert. Strafmildernd wertete das Gericht die fehlenden Vorstrafen, sonst gebe es keine Gründe für Milde: Man stehe fassungslos vor dieser Tat, sagte Hülsing.

Verteidiger Christoph Heer plädierte für einen Freispruch - es gebe zu viele Unklarheiten und Widersprüche. Noch vor der Urteilsverkündung kündigte Heer an, in Revision zu gehen.

Sein Mandant hatte vor Gericht vehement jegliche Verantwortung für den Tod des Jungen bestritten. Wie das Kind starb, könne er sich nicht erklären. Doch das Gericht glaubte ihm nicht: «Das nehmen wir ihnen nicht ab», hatte Richter Hülsing bereits am zweiten Prozesstag zu den widersprüchlichen Aussagen des 38-Jährigen gesagt. Bis heute habe er keine Worte des Bedauerns gefunden, sondern nur sich selber bemitleidet.

Laut Aussage der rechtsmedizinischen Gutachter war der Zweijährige vor seinem Tod heftig geschüttelt und mehrfach mit dem Kopf gegen einen flachen Gegenstand - vermutlich eine Wand - geschlagen worden und an einer starken Hirnschwellung gestorben. Zwölf Stunden dauerte der Todeskampf des Kindes, sagte Hülsing. Bei den Untersuchungen seien auch Verletzungen gefunden worden, die bis zu einer Woche alt gewesen waren, als Tim starb. Unbeantwortet blieb die Frage nach dem Motiv für die Tat. «Sie haben das Kind ohne jeden Sinn getötet», sagte Hülsing.

Der Ex-Freund der Mutter hatte den Jungen für mehrere Tage in seiner Obhut, um nach eigener Aussage die mit der Erziehung überforderte Frau zu entlasten und dem Kind «Benehmen beizubringen». Der Mann habe versucht den Jungen mit kasernenhofartigen Befehlen zu drillen. «Tim hatte keine Chance», sagte der Richter. Der Angeklagte blieb bis zum Schluss bei seiner Version: Er habe Tim am Morgen des 9. November tot auf dem Sofa in seiner Wohnung entdeckt. Am Abend zuvor sei der Junge beim Duschen gestürzt und habe sich dabei leicht am Kopf verletzt.

Doch dieser Version schenkte die Kammer keinen Glauben. Aus der rechtsmedizinischen Untersuchung gehe eindeutig hervor, dass ein Sturz als Todesursache ausscheide, befand die Kammer. (tso/dpa)

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