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Urteil: Lidl-Erpresser muss ins Gefängnis

Ein Rentner drohte dem Discounter Lidl, mit einer "Stinkebrühe" Lebensmittel zu vergiften und verlangte 250.000 Euro. Zuvor hatte er vergeblich versucht, sich mit der selbstgebrauten Mixtur das Leben zu nehmen.

Das Amtsgericht Heilbronn sprach den Mann aus dem hessischen Lauterbach wegen versuchter räuberischer Erpressung schuldig und verurteilte ihn am Dienstag zu drei Jahren und zwei Monaten Gefängnis. Der 66-Jährige hatte zugegeben, dem Discounter im Juni und Juli in vier Briefen und einer E-Mail von einer "Stinkebrühe" geschrieben zu haben, die er in Lebensmittel injizieren werde. Zudem drohte er, dies öffentlich zu machen. Das seien "knallharte Erpresserschreiben" gewesen, sagte Richter Friedhelm Hiller in seiner Urteilsbegründung.

Staatsanwalt Harald Lustiger hatte eine sechs Monate längere Strafe gefordert. "Das ist keine Bagatelle", sagte er und verwies darauf, dass sich durch die Erpressungsversuche von Lebensmittelketten Trittbrettfahrer angezogen fühlen könnten. Der Verteidiger des 66-Jährigen sagte, sein Mandant habe aber nur gedroht und nie die wirkliche Absicht gehabt, Lebensmittel zu vergiften. Er habe auch gewusst, dass seine Mixtur ungefährlich sei. Mit dem Verzicht des Angeklagten auf Rechtsmittel ist das Urteil rechtskräftig.

Mann wollte mit dem Geld Schulden begleichen

Der Rentner hatte im Prozess gesagt, er habe sich ursprünglich selbst mit der Mixtur umbringen wollen, was aber fehlschlug. Mit seinen Lebensversicherungen habe seine Familie einen Schuldenberg von 220.000 Euro abtragen sollen. Sie waren nach dem Brand eines unterversicherten Sonnenstudios im Jahr 2004 entstanden, das der 66-Jährige zusammen mit seiner Tochter betrieb. Das Geld sollte Lidl in sogenannten Ukash-Gutscheinen auszahlen, mit denen bargeldlos im Internet gezahlt werden kann. Die Polizei kam dem Mann über einen Hinweis auf das Autokennzeichen auf die Schliche. Das hatte sich der Besucher eines Spielsalons und Internetcafés gemerkt, von wo aus der Angeklagte auf E-Mail-Antworten von Lidl zugreifen wollte.

Der Lidl-Konzern war bereits häufiger Ziel von Erpressern. Nicht immer blieb es bei der bloßen Drohung. Im Juni 2005 hatte ein Erpresser 1,2 Millionen Euro von dem Discounter gefordert. Er mischte Salz und Brennspiritus in Lebensmittel, um seine Forderung zu untermauern. Der Mann wurde zu vier Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Erst im November vergangenen Jahres nahm die Polizei einen weiteren mutmaßlichen Lidl-Erpresser fest. Der damals 67- Jährige hatte gestanden, die Supermarktkette mit der Drohung erpresst zu haben, verunreinigte Gurkengläser in Filialen im Rheinland zu verteilen. Auch er gab finanzielle Probleme als Motiv an. (imo/dpa)

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