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© dpa

Verbrechen: Tod im Wohnwagen

Innerhalb weniger Tage gab es zwei grausame Mordfälle auf deutschen Campingplätzen. Können Campinggäste sich künftig genauso sicher fühlen wie bisher?

Blauer Himmel, der Strand nebenan. Doch zwischen den Wohnwagen und Pavillons auf dem Campingplatz im Cuxhavener Stadtteil Sahlenburg saßen am Mittwoch keine entspannten Urlauber. Nachdem hier am frühen Morgen gegen 5 Uhr 30 zwei junge Frauen erstochen aufgefunden worden waren, wimmelte der Platz von Ermittlern und weiß vermummten Spurensicherern der Polizei.

Eine Spur gab es schnell. Nachbarn erinnerten sich an einen Mann, an sein Autokennzeichen. Noch am Vormittag wurde ein 30-Jähriger in Peine festgenommen. Laut Polizei hatte er zu einer der beiden Getöteten eine Beziehung. Die 27 Jahre alten Freundinnen aus Peine und Winsen an der Aller hatten schon mehrmals auf dem Cuxhavener Platz Urlaub gemacht. Wie es zu der Auseinandersetzung mit dem Täter gekommen war, ist noch unklar, eine Mordkommission wurde eingerichtet.

Erst am vergangenen Wochenende hat ein 33-jähriger Kölner auf einem Campingplatz in Coesfeld im Münsterland seine 29-jährige Ex-Freundin und deren Eltern mit Dutzenden Messerstichen getötet. Als möglichen Hintergrund sieht die Polizei Sorgerechts- und Unterhaltsstreitigkeiten um die zehn Monate alte Tochter des Ex-Paares. Das Baby, das im Wohnwagen der Großeltern schlief, blieb unverletzt.

Auch im Coesfelder Fall ist ein Verdächtiger gefasst, die beiden Tötungsdelikte stehen nicht in Verbindung. Dennoch werfen sie die Frage auf, ob Campinggäste sich künftig genauso sicher fühlen können wie bisher.

Gunter Riechey, Präsident des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland, beruhigt. „Deutsche Campingplätze sind supersicher,“ sagt Riechey, der selbst neun Plätze betreibt. Die Einrichtung zusätzlicher Sicherheitsvorkehrungen hält er nicht für nötig. 90 Prozent der 3000 Plätze hätten Einlasskontrollen und Schrankensysteme, um zu verhindern, dass Unbefugte aufs Gelände kommen. Größere Plätze beschäftigten zudem Nachtdienste, die die Einhaltung von Ruhezeiten und Platzordnung überwachen. Denn Zelt- und Wohnwagenwände seien dünn, sagt Riechey. Da sei Rücksicht nötig, gerade wenn viele Urlauber nebeneinander kampieren. „Es muss Regeln geben, und die müssen auch eingehalten werden.“

Den wirksamsten Schutz biete ohnehin die Gemeinschaft der Camper, besonders wenn der Platz – wie in Cuxhaven – vornehmlich von Dauergästen genutzt werde. „Es gibt eine dichte soziale Kontrolle, Externe fallen den Nachbarn sofort auf“, erklärt Riechey. Daher seien Straftaten wie etwa Diebstähle auf deutschen Plätzen äußerst selten – „und gegen Beziehungstaten gibt es kein Sicherheitskonzept“. Wäre keine Ferienzeit gewesen, hätten die Morde auch in normalen Wohnungen begangen werden können.

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