zum Hauptinhalt

Panorama: Verdacht auf Fehler bei den Ermittlungen - wurden Beweise für gezielte Kopfschläge übersehen?

Auf eine mögliche Ermittlungspanne hat eine französische Zeugin im Hooligan-Prozess die Richter des Essener Landgerichts hingewiesen. Ein Gewehraufsatz, mit dem der französische Gendarm Daniel Nivel am 21.

Auf eine mögliche Ermittlungspanne hat eine französische Zeugin im Hooligan-Prozess die Richter des Essener Landgerichts hingewiesen. Ein Gewehraufsatz, mit dem der französische Gendarm Daniel Nivel am 21. Juni 1998 in Lens angeblich geprügelt worden war, sei unverpackt und erst zwei Wochen nach dem Überfall bei der Spuren-Analyse in der nordfranzösischen Stadt Lille angekommen. "Das Teil war nicht durch eine Folie geschützt", erklärte die Biologin Frederique Picard am Mittwoch im Zeugenstand.

Nach Aussage der Zeugin waren mehrere Beweismittel vom Tatort in Lens ebenfalls nicht in Schutzhüllen verpackt. In den zwei Wochen nach dem Überfall auf Nivel könnten Spuren überlagert oder verwischt worden sein, sagte Picard. Der metallene Gewehraufsatz gehörte zur Ausrüstung des Polizisten. Mit dem Metallteil soll der Angeklagte Andre Zawacki aus Gelsenkirchen dem Gendarmen am 21. Juni 1998 die schlimmsten Kopfverletzungen zugefügt haben. Nivel ist seit dem Überfall nach dem Fußballweltmeisterschaftsspiel zwischen Deutschland und Jugoslawien schwer behindert.

Die französische Rechtsmedizinerin Nadine Marquet sagte am Mittwoch ebenfalls als Gutachterin aus. Nach ihren Aussagen haben die deutschen Hooligans von Lens bei ihrem brutalen Überfall auf den WM-Polizisten Daniel Nivel offenbar gezielt versucht, ihm schwere Kopfverletzungen beizubringen. Marquet sagte, sie habe bei einer ersten Untersuchung Nivels am 23. Juni 1998 "keine Verletzungen am Rumpf" festgestellt. Am Kopf des Gendarmen habe sie dagegen eine Fülle von Blutergüssen und kleineren Wunde diagnostiziert. Auf Röntgenbildern seien drei Schädelbrüche sowie mehrere Frakturen im Bereich der Augen und des Jochbeins festzustellen gewesen.

Der heute 44-jährige Polizist war am 21. Juni 1998 nach dem WM-Spiel Deutschland gegen Jugoslawien im nordfranzösischen Lens von einer Gruppe Hooligans fast zu Tode geprügelt worden. Wegen des Überfalls müssen sich seit Ende April vier Männer im Alter zwischen 24 und 31 Jahren vor dem Essener Gericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem versuchten Mord vor. In Gerichtskreisen wird damit gerechnet, dass die Beweisaufnahme möglicherweise im September beendet wird. Mit einem Urteil wäre dann im Oktober zu rechnen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false