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Vogelgrippe: Gefahr durch Zugvögel steigt

In diesen Tagen beginnen viele Zugvögel mit ihrer Wanderung nach Süden - auch Wildgänse aus Russland, wo zuvor das Vogelgrippe-Virus aufgetaucht war. Die EU bereitet sich nun intensiv auf die Vogelkrankheit vor.

Berlin/Moskau/London - Deutschland und die Europäische Union rüsten sich gegen die Vogelgrippe. Die EU verschärfte das Importverbot von Geflügel. In Deutschland kündigten mehrere Bundesländer scharfe Kontrollen der bundesweiten Stallpflicht an. Das Freilaufverbot muss auf Eilanordnung von Bundesverbraucherminister Jürgen Trittin (Grüne) spätestens bis Samstag umgesetzt werden. Unterdessen begannen die Behörden in dem Dorf südlich von Moskau, wo das Vogelgrippe-Virus offiziell bestätigt worden war, mit der Tötung des gesamten Geflügelbestandes.

Wildgänse aus dem Großraum Moskau ziehen derzeit zu Zehntausenden Richtung Westeuropa. Der Vogelzug der Saat- und Blessgänse erlebe momentan seinen Höhepunkt, sagte der Leiter der Beringungszentrale Hiddensee, Ulrich Köppen, in einem dpa-Gespräch. "Wenn Wildvögel tatsächlich die Überträger des gefährlichen H5N1-Virus sind, dann geht derzeit von den Gänsen die größte Gefahr aus."

An dem auch für Menschen gefährlichen Vogelgrippe-Erreger H5N1 seien im russischen Dorf Jandowka bisher etwa 300 Vögel verendet, meldete die Agentur Itar-Tass am Donnerstag. In dem Ort 280 Kilometer südlich von Moskau würden nun etwa 3000 Hühner, Enten und Gänse notgeschlachtet. Wildvögel im Wald um das abgeriegelte Dorf würden abgeschossen.

Auch in Österreich muss nun alles Geflügel in den Stall. Dies ordnete die Regierung in Wien an. In Polen, das in großer Zahl Weihnachtsgänse für Deutschland liefert, gilt vom Wochenende an "Hausarrest" fürs Federvieh. Unterdessen ergaben erste Tests keinen Hinweis auf einen Fall von Vogelgrippe in Griechenland.

Die EU will den Ausbruch einer gefährlichen Grippe-Epidemie in einer groß angelegten Computersimulation durchspielen. Dabei geht es vor allem darum, die Fähigkeit nationaler und regionaler Dienststellen zur Krisenreaktion zu stärken. EU-Gesundheitsminister und Seuchenexperten kamen zu einem informellen Treffen in Chandler's Cross unweit von London zusammen.

In Baden-Württemberg bestätigte sich ein Vogelgrippe- Verdachtsfall zunächst nicht. Trittin wandte sich gegen das Impfen von Geflügel. Beim Impfen habe man ein Problem, sagte er der ARD: "Sie können nicht mehr unterscheiden zwischen einem kranken und einem geimpften Tier. Das produziert den gleichen Antikörper." Dagegen forderte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, ein Umdenken in der Seuchenbekämpfung. "Impfen statt Töten", sagte er.

Bayern, Baden-Württemberg und das Saarland hatten bereits vor Trittins Eilverordnung ein landesweites Freilaufverbot erlassen. In Niedersachsen, Deutschlands größtem Geflügelproduzenten, muss von Samstag an alles Federvieh in den Stall. Nach Ministeriumsangaben gibt es dort etwa 72 Millionen Tiere. Trotz wachsender Furcht vor einer Ausbreitung der Seuche ist an diesem Wochenende eine Geflügelschau in Hannover geplant: Züchter aus ganz Deutschland wollen auf dem Messegelände rund 17.000 Hühner, Gänse, Enten und Puten zeigen.

In Nordrhein-Westfalen sollen Amtstierärzte die Stallpflicht regelmäßig von Samstag an kontrollieren. Tiermediziner aus Sachsen- Anhalt kommen an diesem Freitag in Magdeburg zusammen. Beispielsweise soll geklärt werden, wie bei Straußen verfahren wird, die nicht ohne weiteres eingesperrt werden könnten. Als problematisch gilt auch die Unterbringung von Gänsen im Stall. Allerdings können auch Zelte aufgebaut und Freiflächen überdacht werden. Bei Verstößen drohen Geldstrafen bis zu 25.000 Euro, in Bayern müssen renitente Geflügelzüchter sogar mit dem Abtransport ihrer Tiere rechnen. (tso/dpa)

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