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Vogelgrippe: Umfrage: Grippemedikamente für höchstens 10 Prozent

Die Vorräte an Grippemedikamten in Deutschland reichen laut dpa-Umfrage lediglich für etwa 10 Prozent der Bevölkerung.

Hamburg - Im Fall einer möglichen Vogelgrippe-Pandemie reichen die Medikamentenvorräte in vielen Bundesländern derzeit allenfalls für 10 Prozent der Bevölkerung. Das ergab am Dienstag eine dpa-Umfrage. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und das Robert Koch-Institut empfehlen eine Bevorratung antiviraler Mittel wie Tamiflu und Relenza für 20 Prozent aller Bürger. Bei einer Sondersitzung wollen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern am Donnerstag in Berlin den Stand der Vorsorgemaßnahmen für eine mögliche weltweite Grippe-Epidemie erörtern. Bislang gibt es noch keinen Hinweis auf ein Vogelgrippevirus, das sich leicht von Mensch zu Mensch überträgt.

Der Vorsitzende der Gesundheitsministerkonferenz, Sachsen-Anhalts Ressortchef Gerry Kley (FDP), kritisierte im Berliner «Tagesspiegel» (Dienstag) Schmidts Forderung: «Es ist etwas ungewöhnlich, wenn jemand, der sich finanziell nicht an den Kosten für die Bevorratung beteiligt, solche Forderungen erhebt.» In Sachsen-Anhalt stehen für 5,6 Prozent der Bevölkerung antivirale Medikamente zur Verfügung. Die Medikamente sollen zunächst diejenigen erhalten, die wegen hohen Alters oder Vorerkrankungen besonders gefährdet wären.

In Mecklenburg-Vorpommern, wo mehr als 100 infizierte Wildvögel registriert wurden, reichen derzeit die Grippemittel-Vorräte für etwa 6 Prozent der Bevölkerung. Das Land hatte 99 000 Einheiten Tamiflu erworben. Damit sollen gefährdete Menschen wie Ältere, Kranke und Kleinkinder sowie Krankenhaus- und Sicherheitspersonal versorgt werden.

Nordrhein-Westfalen hat für 30 Prozent der Bevölkerung Tamiflu bestellt. Momentan sei das Medikament für 6 Prozent der Bürger vorrätig. «Wir bekommen nun sukzessive jeden Monat Lieferungen», sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums in Düsseldorf. Hessen stockt seine Vorräte an Tamiflu und Relenza ebenfalls auf. Auch dort wird die Bevorratung auf Mittel für 30 Prozent der Bevölkerung erhöht. Bisher hat das Land Vorräte nur für 8 Prozent der Hessen. In Baden-Württemberg werden 800 000 Einheiten Tamiflu vorgehalten. Bei Ausbruch einer Pandemie könnten damit 7,6 Prozent aller Bürger versorgt werden. Das Mittel ist gedacht für Personal in Kliniken und bei Rettungsdiensten, ältere Menschen, Kinder und chronisch Kranke.

Bayern hat bislang rund eine Million Dosen Tamiflu vorrätig. Das Kabinett beschloss am Dienstag, den Medikamentenvorrat für dann 20 Prozent der Bevölkerung aufzustocken. Medikamente sollen bei Bedarf zunächst an alle Menschen ausgeben werden, die sie brauchen. Für Ärzte, Pflegepersonal und Sicherheitskräfte gebe es eine Reserve.

Das Land Niedersachsen hat eine Notfallreserve von 500 000 Einheiten antiviraler Medikamente, womit etwa 7 Prozent der Bevölkerung versorgt werden können. Ob dieser Vorrat aufgestockt wird, hänge vom Ergebnis des Gesundheitsgipfels ab, hieß es am Dienstag. Die Tamiflu-Vorräte des Landes sollen im Notfall zunächst an medizinisches Personal und Einsatzkräfte ausgegeben werden, außerdem an Menschen mit besonderen Risikofaktoren.

In Rheinland-Pfalz reichen die Medikamenten-Vorräte für 12,3 Prozent, in Schleswig-Holstein für 6,3 Prozent, in Sachsen für 8,7 Prozent, in Bremen und Brandenburg für jeweils 7 Prozent, in Thüringen für rund 10 Prozent und in Berlin für 7,2 Prozent der Bevölkerung.

Der Schweizer Pharmakonzern Roche hält weiter an seinen Plänen zur Ausweitung der weltweiten Tamiflu-Produktion fest, sagte ein Sprecher am Dienstag in Basel. Die Zahl der Behandlungseinheiten pro Jahr soll demnach von zuletzt 55 Millionen bis Ende 2006 auf mehr als 300 Millionen gesteigert werden. (tso/dpa)

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