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Vogelspinnen: Kambodschas krabbeliger Snack

Ob als krosser Leckerbissen oder im appetitlichen Getränk: In Kambodscha gelten frittierte Vogelspinnen als beliebte Delikatesse. Doch der Lebensraum des haarigen Tierchens ist zunehmend bedroht.

Skun - Die Kambodschanerin Tith Phalla ist nicht unbedingt Feinschmeckerin, sondern auch westlichem Fastfood durchaus zugetan. "Wenn man allerdings zu viele Hamburger isst, ist das langweilig", sagt die 26-Jährige. Und so hat sie sich auf den Weg von Phnom Penh in die etwa 75 Kilometer entfernte Stadt Skun gemacht, die für den Verkauf der frischen "a-ping", der kambodschanischen Vogelspinne, berühmt ist. Reisende und Händler kommen wie Tith aus dem ganzen Land nach Skun, um die haarige Spezialität zu kaufen. Touristen hingegen halten lieber Abstand, begaffen und fotografieren die Marktstände in Skun, die mit schwarzen, haarigen Kreaturen bedeckt sind.

"Manche Kambodschaner und Ausländer bekommen Angst, wenn sie die Spinnen sehen. Aber ich finde sie einfach lecker", sagt Tith und linst nach einem Teller, auf dem hunderte Krabbeltierchen hoch aufgetürmt sind. Kenner wie die junge Frau genießen die Vogelspinne am liebsten frittiert - die hohen Temperaturen zerstören das tödliche Gift - und tauchen sie anschließend in Essig und Salz. Beliebt sind auch Spinnen in Reiswein als appetitlicher Drink.

Weniger Spinnen, höherer Preis

Die Fans der exotischen Speise und vor allem die Verkäufer in Skun sind jedoch zunehmend besorgt über die Zerstörung der umliegenden Wälder, dem natürlichen Lebensraum der Spinne. Nach den Worten der Händlerin Thy Kan wurde inzwischen gerodet, wo sich die Tierchen bisher vergruben. "Früher konnten die Menschen die Spinnen im Wald rund um die Stadt ausbuddeln", sagt die 32-Jährige, die seit zehn Jahren im Geschäft ist. "Doch heute gibt es keine Spinnenlöcher mehr, weil der Dschungel für Cashewbaum-Plantagen abgeholzt wurde."

Die Zahl der Spinnen ist zurückgegangen, ihr Preis dafür gestiegen, von 300 Riel (fünf Cent) pro Krabbeltier zu Beginn des Jahres auf inzwischen 500 Riel. In einem Land, in dem die Hälfte der Bevölkerung mit weniger als einem Euro pro Tag auskommen muss, ist dies ein bedeutender Anstieg. Die 40-jährige Lem Sok Thoeun verdient mit dem Jagen nach den haarigen Biestern noch genug Geld, um ihre Familie zu ernähren. Das Geschäft laufe gut, seit sie vor zwei Jahren eingestiegen ist. "Ich verkaufe zwischen 200 und 300 Spinnen pro Tag, an guten Tagen auch mal bis zu 500", berichtet Thoeun.

Seit Pol Pot auf dem Speiseplan

Auf den Speiseplan schafften es die Tiere während der Diktatur der Roten Khmer, als Pol Pots Traum eines bäuerlichen Utopia Millionen Menschen aufs Land trieb. Bis zu zwei Millionen Kambodschaner wurden zwischen 1975 und 1979 getötet oder starben an Überarbeitung und Hunger. Die Menschen aßen alles, was sie fanden, also auch Spinnen, Ratten und Eidechsen.

Für die 56-jährige Van Nary aus der östlichen Provinz Kâmpóng Cham ist es nicht nur der Geschmack, sondern auch ihre medizinische Wirkung, die die schwarzen Biester aus Skun so begehrt machen: "Ich mache immer einen Zwischenstopp in Skun, um Vogelspinnen für mich und meine Kinder zu kaufen. Sie sind so lecker und kurieren Husten, Rückenschmerzen und Lungenprobleme". (tso/AFP)

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