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Panorama: Vom Himmel hoch

Thomas Reiter ist nach fast sechs Monaten im All sicher aber erschöpft in Florida gelandet

Washington - Der deutsche Astronaut Thomas Reiter ist nach 171 Tagen im All mit wackligen Beinen und einer Mischung aus Freude und Wehmut wieder auf der Erde angekommen. „Ich habe jede Sekunde genossen und freue mich jetzt eigentlich, dass es rum ist und dass ich wieder wohlbehalten auf der Erde bin“, sagt der 48-Jährige am Samstag wenige Stunden nach seiner Landung auf dem US-Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Florida. Reiter und die anderen sechs Astronautenkollegen an Bord der Raumfähre „Discovery“ waren am Freitagabend um 23 Uhr 32 MEZ genau zum Sonnenuntergang wieder auf der Erde angekommen.

Während der letzten Minuten im All genoss der Deutsche noch einmal den Blick auf Ägypten und die Sinai-Halbinsel. Das sei sehr faszinierend gewesen. Beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre habe er dann den Bruchteil einer Sekunde an die Besatzung der Raumfähre „Columbia“ gedacht. Die „Columbia“ war am 1. Februar 2003 tödlich verunglückt. Alle sieben Astronauten kamen dabei ums Leben.

Die ersten Stunden nach der Rückkehr plagten Reiter noch Anpassungsschwierigkeiten. „Wenn man ein halbes Jahr in der Schwerelosigkeit verbracht hat, dann ist die Rückkehr zur Schwerkraft überwältigend (...) Wenn man aufstehen muss, dann fällt das unglaublich schwer. Die ersten Stunden sind kein Vergnügen. Alles dreht sich, wenn man den Kopf ein bisschen bewegt. Man hat das Gefühl, dass einem schwindelig ist.“ Auch der richtige Appetit wollte sich nach der Landung nicht einstellen. Sein erstes Frühstück auf der Erde hat der 48-Jährige dann aber als „Gaumenschmaus“ genossen: „Spiegeleier mit Schinken, Tomaten, Kaffee und Orangensaft. Ich muss sagen, da habe ich richtig drauf gewartet.“ Das Essen auf der Raumstation sei nicht schlecht und vielfältig gewesen, sagt der Deutsche. „Aber nichts kommt frisch zubereitetem Essen gleich.“ Nach seiner Ankunft auf der ISS am 6. Juli hat dem Astronauten der Europäischen Raumfahrtorganisation Esa zuerst nichts gefehlt. „Nach einer gewissen Zeit kommt dann die Phase, wo man gewisse Dinge vermisst. Logischerweise die Familie, die Kinder, Freunde, auch ein bisschen die Natur.“

Mit seiner Frau und den beiden Söhnen konnte Reiter kurz nach der Landung sprechen. Weihnachten werden sie gemeinsam im Nasa-Zentrum in Houston in Texas feiern. Unklar ist nur noch, wo. Wenn er sich nicht so gut fühle, um zu seiner Familie in die Wohnung zu gehen, dann müsse die Familie eben auf die Quarantänestation kommen, sagt Reiter. „Für die Kinder ist das nicht so schön wie zu Hause. Obwohl Reiter jetzt insgesamt fast ein Jahr seines Lebens im All verbracht hat, überkommt ihn schon wieder Wehmut. Es wäre schön, wenn es noch einmal mit einem Flug klappen würde, sagt er.

Hans Dahne (dpa)

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