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Gefährliche Schlagseite. Das Passagierschiff „Nordlys“ drohte am Freitag zu sinken. Foto: Reuters

© REUTERS

Panorama: Vor dem Kentern

Nach dem Brand legt sich das norwegische Passagierschiff „Nordlys“ gefährlich zur Seite – die Passagiere hatten großes Glück

Zuerst brennt die „Nordlys“, dann droht sie zu kentern und zu sinken. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit.

Es hätte schlimm ausgehen können. Auf der Traumreise durch Norwegens Fjorde war auf dem Passagierschiff Feuer ausgebrochen. Zwei Besatzungsmitglieder starben. Unter den 16 Verletzten sind auch zwei Deutsche. Die 262 Menschen an Bord hatten nach Überzeugung der Polizei großes Glück. Das Unglück habe nur deshalb nicht mehr Opfer gekostet, weil das Feuer kurz vor dem Anlegen im Hafen von Ålesund ausbrach. Dort konnte die brennende „Nordlys“ innerhalb von 20 Minuten zum Kai bugsiert werden. An Bord waren nach Angaben des Auswärtigen Amtes in Berlin auch 41 Deutsche. Alle 207 Passagiere seien „sicher an Land gekommen“, teilte die Reederei Hurtigruten mit.

Als wahrscheinlicher Auslöser für das Feuer mit gewaltiger Rauchentwicklung galt eine Explosion im Maschinenraum. Gut die Hälfte der Passagiere wurde nach Auslösen des Feueralarms zunächst auf herbeigeeilte Boote gebracht. Nach dem Anlegen am Kai stand für die anderen Reisenden der direkte Weg an Land offen.

Mit einem Großeinsatz brachte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle, doch dann bekam das Schiff wegen einlaufenden Wassers zunehmend Schlagseite. „Unsere wichtigste Aufgabe besteht jetzt darin, die Nordlys zu stabilisieren“, sagte ein Polizeisprecher. Es laufe so viel Wasser in das Schiff ein, dass die „Nordlys“ auch kentern könne.

Hurtigruten verkehrt längs der langgestreckten norwegischen Küste bis in den arktischen Norden und ist bei Kreuzfahrt-Touristen wegen der Schönheit der norwegischen Fjordlandschaft sehr beliebt.

Bergungsspezialisten kämpfen gegen das Kentern der „Nordlys“. Bei dem gefährlichen Einsatz schafften sie es am Freitag, das Schiff zu stabilisieren. Wie der Sender NRK berichtete, installierten vier niederländische Techniker bei starker Schlagseite vier Pumpen im Schiffsrumpf. So konnte Wasser abgepumpt werden. Dadurch habe sich die Schlagseite des 122 Meter langen Schiffs von fast 22 auf 17 Grad vermindert, hieß es in einem Bericht der Online-Ausgabe der Ortszeitung „Sunnmørsposten“. Ein schwimmender Kran stabilisierte das Schiff zudem. Die „Nordlys“ wird in ein Trockendock geschleppt. Die norwegische Havarie-Inspektorin Elisabeth Ramos sagte im Rundfunk: „Der Einsatz im Rumpf ist gefährlich. Ich hätte das wohl nicht gemacht. Man weiß nie, wann das Schiff kentern kann.“ Wegen der zeitweise bedrohlich zunehmenden Schlagseite mussten alle Helfer das Schiff verlassen. Nach ersten Angaben der Polizei würde es bei einem Kentern etwa eine Stunde dauern, bis das Schiff sinkt. mit dpa

Andre Anwar

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