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Vor der Verleihung: Hunger auf Oscars

In der Nacht zum Montag werden die Trophäen vergeben – vorher müssen alle Beteiligten fleißig üben.

Die Oscars mögen Hollywoods größte Story sein, die wahren Dramen spielen sich aber in den Tagen vor der Verleihung ab. So auch in diesem Jahr, wo im Vorfeld der Academy Awards nicht nur über die nominierten Filme und die Kleider der Stars diskutiert wird, sondern auch über ein kanadisches Tief, politischen Einfluss und Rassismus. Dabei ist es das Wetter, das Hollywood zur Zeit die größten Sorgen bereitet. Pünktlich zu den Oscars hat sich eine Kaltfront aus Kanada angesagt, ganz als wollte sie selbst über den roten Teppich spazieren. Die von der kalifornischen Sonne verwöhnten Stars und Sternchen dürften also frieren. Vor allem die Damen, für die der Empfang vor dem Kodak Theater alljährlich zum Fashion-Event wird. Modeexperten haben bereits ihre Prognosen vorgelegt: Angelina Jolie wird in rotem Chiffon erwartet, Natalie Portman in einem Kleid von Jean Paul Gaultier – bleibt zu hoffen, dass die Designer die passende Stola integriert haben. Sonst wird es kalt für die Promi-Schultern.

Die Oscar-Show selbst, traditionell ein stundenlanges Zeremoniell für hartgesottene Fans, soll in diesem Jahr etwas flotter über die Bühne gehen. Mit Anne Hathaway (28) und James Franco (32) stehen die jüngsten Moderatoren aller Zeiten auf der Bühne, sie sollen frischen Wind bringen.

Auch werden die Nominierten in den Kategorien „bester Schauspieler“ und „beste Schauspielerin“ nicht mehr von jeweils fünf schmeichelnden Co-Stars angepriesen. Diese schier endlose Lobhudelei hatten sich die Oscar-Produzenten erst vor zwei Jahren ausgedacht, jetzt verschwindet das qualvolle Element.

Stattdessen kommt die Musik zurück. Die nominierten Songs werden wieder live aufgeführt, in diesem Jahr reicht die Palette von der Disney-Schnulze „I See The Light“ aus dem jüngsten Rapunzel-Trickfilm über eine Gwyneth Paltrows Country-Ballade aus „Country Strong“ bis hin zu „If I Rise“, einer Zusammenarbeit zwischen Dido und „Slumdog“-Komponist A.R. Rahman.

Das alles verspricht eine tolle Show in der Nacht zum Montag, doch hinter den Kulissen rumort es. Zahlreiche Stimmen kritisieren in diesem Jahr, dass unter allen nominierten Schauspielern kein einziger afro-amerikanischer Kandidat ist. Versteckter Rassismus ist aber zumindest für die Betroffenen kein Thema. Bei einer Oscar-Party in New York wiegelte etwa Whoopie Goldberg ab. Seit 2002 hätten schwarze Stars immerhin fünf Oscars erhalten. „Ich glaube, wir sind ganz gut dabei“, sagte die 55-Jährige, die selbst viermal die Oscars moderieren durfte.

Geredet wird auch über den politischen Einfluss der Oscar-Stars. Das Center for Responsive Politics, eine unparteische Watchdog-Gruppe mit Sitz in Washington, D.C., hat die Spenden der Kandidaten unter die Lupe genommen. Zum zweiten Mal in Folge liegt Jeff Bridges vorn, der im vergangenen Jahr 68 000 Dollar an demokratische Politiker und liberale Initiativen überwies. Unter den Frauen ist Annette Bening führend, die Demokraten und Grüne mit 26 600 Dollar unterstützte.

Ob beide auch am Sonntag einen Preis bekommen – Jeff Bridges für „True Grit“ und Annette Bening für „The Kids Are Alright“ – wird sich zeigen. Sicher ist, dass letztlich jeder eine kleine Statue bekommen wird. Beim traditionellen Governor’s Ball serviert Hollywoods österreichischer Starkoch Wolfgang Puck Lachs- und Schoko-Oscars. 4000 Schokoladenmänner werden in den Stunden vor dem Event mit sieben Kilo essbarem Goldstaub gepudert – das schmeckt auch Verlierern.

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