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Griechenland

© AFP

Waldbrände: Die Wut der Griechen wächst

Noch immer toben die Flammen auf der griechischen Halbinsel Peloponnes. Während die Feuerwehrleute bis zur Erschöpfung gegen Dutzende Brände kämpfen, wächst bei den Betroffenen die Wut. Sie geben der Regierung die Schuld an der schlechten Organisation der Löscharbeiten.

Mindestens vier Großbrände und dutzende kleinere loderten auch heute nahe Olympia im Westen, Kalamata im Südwesten und Sparta im Südosten. Weitere Feuer wüteten auf der zweitgrößten griechischen Insel Euböa. Es sei die größte Umweltkatastrophe seit Menschengedenken in Griechenland, hieß es in Medienberichten. Nach offiziellen Angaben sind seit Ausbruch des ersten Großbrands am vergangenen Freitag 61 Menschen ums Leben gekommen. Medien berichteten von 63 Toten. Mindestens 3000 Menschen sind obdachlos.

In den betroffenen Regionen wuchs die Wut der Einwohner. "Alle haben uns im Stich gelassen. Die Regierung ist unfähig, uns zu schützen. Die Organisation der Lösch- und Evakuierungsarbeiten war miserabel. Chaos und Schande", schrie ein aufgebrachter Mann aus der Ortschaft Artemida auf Westpeloponnes in die Mikrofone. Allein in seinem Dorf hatten am Samstag 14 Menschen ihr Leben verloren.

"Ich habe nichts mehr in diesem Leben"

In der Provinzhauptstadt Pyrgos und der am schwersten getroffenen Stadt Zacháro wurden Zelte für Obdachlose aufgestellt. Viele Menschen kamen bei Verwandten unter. Rotes Kreuz und Militär verteilten Essen, wie das Fernsehen zeigte. Zahlreiche Familien verloren ihre Existenz: Oliven- und Zitrusbäume wurden ein Opfer der Flammen, Schafe und Ziegen verbrannten. "Alle, alle meine Lieblinge sind weg", sagte eine 70 Jahre alte Frau nahe Zacháro und zeigte auf ihren verkohlten Hund, mehrere tote Ziegen und Hühner. "Ich habe nichts mehr in diesem Leben."

Der Staat habe nicht funktioniert, schrieb die Zeitung "Ta Nea". "Unfähig", titelte die linksliberale "Eleftherotypia" und veröffentlichte auf der ersten Seite ein Bild von den Zerstörungen in der antiken Stätte von Olympia. Das regierungsnahe Blatt "Eleftheros Typos" forderte dagegen zu "Eintracht und Solidarität" auf.

Regierung: Chaoten und Terroristen legen Feuer

Die liberal-konservative Regierung unter Ministerpräsident Kostas Karamanlis beschuldigte Chaoten oder eine unbekannte Art von Terroristen, einige Brände vor allem im Raum Athen gelegt zu haben. In der Nacht zum Montag patrouillierten Soldaten und Polizisten auf den Bergen und Hügeln rund um die Hauptstadt. An mindestens drei Stellen fanden sie Brandsätze.

Am 16. September soll in Griechenland ein neues Parlament gewählt werden. Oppositionsführer Giorgos Papandreou warf der Regierung Versagen vor. Die Zeitung "Kathimerini" schrieb auf ihrer Internetseite, niemand könne einschätzten, wie die Wähler nach diesen "apokalyptischen Bildern" reagieren werden. Der Ministerpräsident versprach allen Geschädigten finanzielle Hilfe.

Die Winde, die die Feuer immer wieder anfachten, ließen unterdessen etwas nach. Der Montag gilt als ein "Schlüsseltag" im Kampf gegen die Flammen. "Wir müssen sie heute massiv mit Wasser bombardieren. Wir brauchen endlich einen Erfolg, um den Menschen Mut zu machen", sagte ein Feuerwehrmann. Vielerorts sei die Lage noch außer Kontrolle. Inzwischen sind fünf Löschflugzeuge aus Frankreich, eines aus Italien sowie 60 Feuerwehrleute aus Frankreich und 60 aus Zypern in dem Katastrophengebiet eingetroffen. Am Abend wurden auch drei Hubschrauber aus Deutschland erwartet. (mit dpa)

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