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Panorama: Was geschieht auf dem Kreuzfahrtschiff?

ISTANBUL .Die Odyssee des Kreuzfahrtschiffs "Taras Schewschenko" geht weiter: Das ukrainische Schiff erreichte inzwischen bulgarische Gewässer und ging dort im Schwarzmeerhafen Varna vor Anker.

ISTANBUL .Die Odyssee des Kreuzfahrtschiffs "Taras Schewschenko" geht weiter: Das ukrainische Schiff erreichte inzwischen bulgarische Gewässer und ging dort im Schwarzmeerhafen Varna vor Anker.In Varna soll das Schiff mit seinen 517 protestierenden Passagieren - darunter der Berliner Jürgen Goetze - drei Tage liegen bleiben.

Was die Passagiere erleben, gilt als einmalig in der Geschichte der Kreuzschiffahrt.Vor Istanbul hatten, wie berichtet, die Passagiere Transparente aus dem Schiff gehängt, auf denen sie um Hilfe ersuchten.Die Tagesspiegel-Reporterin machte sich mit einem Kutter auf, drehte bei und erfuhr von den rufenden Passagieren, was passiert war.Die geängstigten Passagiere wollten von Bord und fühlten sich vom Kapitän und der Mannschaft gegen ihren Willen festgesetzt.

Gestern durften im bulgarischen Varna immerhin Vertreter des ukrainischen Konsulats die Reisenden auf dem Schiff besuchen.Auch mit dem Kapitän konnten die ukrainischen Diplomaten sprechen, wie sie dem Tagesspiegel mitteilten.Dem Bericht des Kapitäns zufolge, der erstmals über seine Sicht sprach, hatte der Besitzer der "Taras Schewschenko" in den Häfen von Piräus und Barcelona Schulden von einer Million Dollar.Deswegen sei das Schiff schon in Piräus vorübergehend festgesetzt worden.Weil er wegen der Gebührenlast auch keine weiteren Häfen hätte anlaufen können, habe er sich zur Umkehr entschlossen, sagte der Kapitän.

Das erklärt nicht, warum sich der Kapitän über den Willen der Passagiere hinwegsetzte, die sich von ihm nicht festhalten lassen und in Istanbul von Bord gehen wollten.

Die "Taras Schewschenko" war am 30.Mai im ukrainischen Odessa zu einer dreiwöchigen Mittelmeer-Rundreise aufgebrochen, dann aber schon in Griechenland in Richtung Odessa umgekehrt.

Die Reisenden befürchteten daraufhin, in die Hände der Mafia gefallen zu sein und gerieten zuerst einmal in Panik, weshalb sie in Istanbul von Bord gehen wollten.Das Schiff legte dort aber nicht an, so daß die Reisenden die Fahrt gezwungenermaßen fortsetzen mußten.Die türkische Polizei half den Passagieren nicht.Als Begründung führte sie an, daß sich das Schiff in internationalen Gewässern befand, in denen die Polizei nicht eingreifen darf.

Die ukrainische Vertretung kündigte am Dienstag an, der Veranstalter der Kreuzfahrt werde die Reisenden voll entschädigen.Außerdem sollten die Passagiere während des jetzigen dreitägigen Aufenthalts in dem bulgarischen Hafen Varna an Land gelassen und zu einer kostenlosen Stadtrundfahrt eingeladen werden.

Wie sich die Passagiere in Varna verhalten werden, ist unklar.In Istanbul, wo sie von Bord wollten, hätten sie eine Infrastruktur gehabt, um wieder nach Hause zu kommen.Im bulgarischen Varna haben sie, wenn sie tatsächlich an Land gelassen werden, die Wahl, sich entweder von dort in die Heimat durchzuschlagen oder wieder das Schiff zu betreten, das sie zum Ausgangshafen zurückfährt.Da sich die Panik, wie sie noch in Istanbul herrschte, inzwischen möglicherweise gelegt hat, wäre es wahrscheinlich, daß sie mit dem Schiff zurückfahren.

Einige Reisende befürchten, daß der Kapitän im ukrainischen Odessa ungeschoren davonkommt und daß sie selbst nicht nur um den Fahrtpreis betrogen, sondern nach ihren Protesten möglicherweise auch wegen Meuterei belangt werden.

SUSANNE GÜSTEN

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