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Alexander Lukaschenko

© dpa

Weißrussland: Diktator Lukaschenko ist neidisch auf Berlin

In Minsk leben pro Quadratkilometer 6200 Menschen, in Berlin sind es nur 3850. Diese Zahlen präsentierte die weißrussische Regierung. Präsident Lukaschenko scheint sich von der deutschen Hauptstadt eine Scheibe abschneiden zu wollen.

Von Matthias Meisner

Die Menschen in der weißrussischen Hauptstadt Minsk wohnen dichter beieinander als in vielen anderen Großstädten der Welt. Das geht aus Zahlen hervor, die bei einer Regierungskonferenz unter Leitung von Präsident Alexander Lukaschenko vorgelegt wurden, wie das Internetportal naviny.by berichtete. Demnach leben in Minsk 6200 Menschen pro Quadratkilometer - zum Vergleich präsentiert wurden in Minsk Zahlen aus Berlin (3850), Peking (4100), Tokio (5700) und München (4400).

Krass ist die Situation im Stadtbezirk Pawnochny Zahkhad, wo 18 000 Einwohner pro Quadratkilometer leben, wie ein Regierungsbeamter auf dem Kongress sagte. Von solchen Rekordzahlen ist Berlin weit entfernt. Besonders viele Menschen pro Quadratkilometer leben zum Beispiel in Neukölln, aber es sind eben auch nur rund 7000. Deutlich wurde auf der Konferenz in Minsk, dass Lukaschenko die Stadtentwicklung in vielen anderen Millionenstädten offenbar als Vorbild für seine Hauptstadt ansieht. Berlin gehört demnach zu den Städten, an denen der Diktator sich ein Beispiel nehmen möchte.

Die weißrussische Regierung will, wie es weiter hieß, künftig den Zuzug von Menschen vom Land strenger begrenzen, das Wohnungsbauprogramm werde deshalb eingeschränkt. Allerdings ist geplant, den Bau von Wohnungen in Satellitenstädten wie Smalyavichy, Rudzensk, Sokal, Fanipal, Dzyarzhynsk und Maladzyechna noch voranzutreiben. Die Kosten für den Neubau einer Wohnung in einem dieser Stadtviertel liegen bei 1800 US-Dollar pro Quadratmeter, umgerechnet gut 1300 Euro.

Schon zu Sowjetzeiten herrschte eine "Dominanz der Hauptstadt"

Minsk hatte schon die Sowjetzeiten enorme Anziehungskraft. Von einer "Dominanz der Hauptstadt" schreibt Thomas Bohn in seinem 2008 erschienenen Buch "Minsk - Musterstadt des Sozialismus". Die Wohnungen in den großen Städten waren zu Sowjetzeiten deutlich besser ausgestattet als die auf dem Land. Bis zum Ende der Sowjetunion sei die Anziehungskraft der Hauptstadt "ungebrochen" gewesen.

Seit 1972 ist Minsk, wie Bohn festhält, Millionenstadt. Die Einwohnerzahl verdreifachte sich von 1959 bis 1989 von etwa 500.000 auf 1,5 Millionen. Nach Zahlen aus dem Jahre 2012 leben 1,9 Menschen in der weißrussischen Hauptstadt.

Weißrussland ist finanziell angeschlagen. Erst Anfang des Jahres hat das Land vom Nachbarn Russland die erste Tranche eines Gesamtkredits von 1,5 Milliarden Euro erhalten. Die Nationalbank in Minsk konnte rund 330 Millionen Euro aus Moskau verbuchen. Das autoritär regierte Weißrussland ist in einer der schwersten Krisen seit der Unabhängigkeit vor gut 20 Jahren. Auch China und der Iran haben „Europas letzter Diktatur“ Darlehen gewährt.Weißrussland benötigt das Geld unter anderem zur Finanzierung der Eishockey-Weltmeisterschaft im Mai in Minsk.

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