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„Diamonds are a Girl's Best Friend.“ Marilyn Monroe 1953 bei ihrem großen Auftritt in „Gentlemen Prefer Blondes“.

© picture alliance / United Archiv

Weltall: Diamant - ein Planet für Marilyn Monroe

Wo ihre besten Freunde wohnen: US-Forscher wollen einen "erdnahen" Himmelskörper aus Diamant gefunden haben. Er ist nur 40 Lichtjahre entfernt.

Vielleicht haben die Wissenschaftler, als sie fertig gerechnet hatten, noch einmal den Videorekorder abgestaubt und die Kassette mit „Blondinen bevorzugt“ eingelegt. Als Marilyn Monroe 1953 „Diamonds are a Girl's Best Friend“ sang, hatte sie wie die meisten Menschen eine völlig falsche Vorstellung von Diamanten. „Diamonds! Diamonds! I don't mean rhinestones!“ Diamanten sind klein und selten, keine Strasssteine. Ein Forscherteam der Universität Yale hat jetzt die Proportionen ein wenig zurechtgerückt. Sie haben einen Planeten ausgemacht, einen „erdnahen“. Er heißt „55 Cancri e“. Ihren Berechnungen zufolge soll der Planet nicht aus gewöhnlichem Gestein bestehen, sondern aus Diamant.

„55 Cancri e“, doppelt so groß wie die Erde und achtmal so schwer wie sie, geriet vergangenes Jahr ins Visier der Astronomen, als er an seinem Zentralstern vorüberzog. Aus der Beobachtung gewannen die Forscher Daten, mit denen sie auf Größe, Dichte und Masse des Planeten schließen konnten. Dabei trat das verblüffende Ergebnis zutage, nach dem seine Oberfläche zu einem Drittel aus Diamant besteht. So schreiben es die Forscher um Nikku Madhusudhan in einem Artikel, der jetzt im Fachmagazin „Astrophysical Journal Letters“ erscheint. Der Grund für die Bildung von Diamant auf „55 Cancri e“ liege in seiner stark kohlenstoffhaltigen Zusammensetzung. Die restlichen zwei Drittel seien mit Granit bedeckt.

Oberfläche aus Diamant. Animation des Planeten „55 Cancri e“.

© REUTERS

Die Entdeckung des Diamant-Planeten hat in der Astrophysik für Aufsehen erregt. „55 Cancri e“ wäre der erste Planet mit diamantener Oberfläche, der um einen der Sonne ähnlichen Nachbarstern kreist. Zwar hatte ein Forscherteam bereits im vergangenen Jahr einen vermeintlichen Diamant-Planeten entdeckt. Dieser umkreist jedoch einen Pulsar, einen sehr speziellen Sternentyp. Die Erkenntnisse zum „55 Cancri e“ eröffneten eine geochemisch und geophysikalisch völlig neue Klasse von Gesteinsplaneten, schreiben nun die Forscher aus Yale. Ihre Entdeckung zeige, dass die Himmelskörper nicht automatisch eine ähnliche chemische Zusammensetzung haben müssten wie die Gesteinsplaneten unseres Sonnensystems. In diesem bestehen die meisten Planeten, auch die Erde, hauptsächlich aus Granit und Wasser.

Die Forscher-Konkurrenz ist wie immer skeptisch. Die deutsche Astronomin Susanne Hüttemeister etwa widerspricht. „Niemand weiß, woraus der Planet besteht. Seine Zusammensetzung ist komplett unklar“, sagte die Direktorin des Bochumer Zeiss Planetariums. Dass der Planet vornehmlich aus Kohlenstoff sei und eine diamantene Oberfläche aufweise, sei eine theoretische Variante, aber sie sei „nicht besonders wahrscheinlich“. Die andere Variante, die diskutiert wird, beschreibt den Planeten als herkömmlichen Gesteinsplaneten, der der Erde ähnlich ist. Er besteht demzufolge vorrangig aus Silikaten, Eisen und ein paar weiterer Metalle sowie einer dicken Hülle aus Wasser.

Dass eine Expedition zum vermeintlichen Diamant-Planeten in Kürze Klarheit in den Forschungsstreit bringt, ist nicht in Sicht. Zwar liegt der „55 Cancri e“ in einem benachbarten Sonnensystem und gilt deshalb als „erdnah“, doch Nachbarschaft wird im Weltraum recht weitläufig ausgelegt. Von der Erde ist der Himmelskörper 40 Lichtjahre entfernt, das sind etwa 400 Billionen Kilometer. Selbst wenn die Reise dorthin technisch machbar wäre, sie würde tausende Jahre dauern. Einmal angekommen wäre es außerdem ungemütlich: Es soll kein Wasser geben und 2500 Grad warm sein. Ein denkbar schlechter Aufenthaltsort für Marilyn also. Andererseits: Wenn sie auf dem Diamanten lebte, und wer weiß schon, wo sie jetzt lebt, wäre sie sein Schmuckstück. Auch keine schlechte Rolle.

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