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Immer noch hat jeder neunte Mensch weltweit nicht ausreichen zu essen.

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Welthungerindex: Bewaffnete Konflikte verursachen Hunger

Täglich hungern 795 Millionen Menschen auf dieser Welt. Oftmals sind Hungersnöte die Folge bewaffneter Konflikte, beschreibt der neue Welthungerindex.

Auf den Märkten von Timbuktu ist Getreide nur selten zu kaufen. Die Stadt im westafrikanischen Staat Mali leidet immer noch unter den Folgen des Bürgerkriegs aus dem Jahr 2012. Die umfangreiche Zerstörung der Infrastruktur hatte zum völligen Zusammenbruch der Marktwirtschaft geführt, um eigene Lebensmittel anzubauen, fehlt es den Menschen oft am nötigen Material. Das Projekt „Peace Garden“ bietet Frauen auf einem vier Hektar großen Gelände die Möglichkeit, eigene Lebensmittel anzubauen. „Die Frauen werden mit Saatgut und Arbeitsgerät unterstützt und in modernen Anbautechniken geschult“, sagt Alexandra Gyoergy, Mitarbeiterin des Projekts. Die Einrichtung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Welthungerhilfe in Zusammenarbeit mit lokalen Frauenverbänden. Dank dieser Hilfe müssen die Familien der Frauen nicht mehr hungern. Doch das ist nur ein kleiner Beitrag, um den Hunger in der Welt zu mindern.

Immer noch hat jeder Neunte nicht ausreichend zu essen. Wie die Welthungerhilfe am Montag bekannt gab, hungern täglich 795 Millionen Menschen auf dieser Welt. Dabei gibt es längst Mittel und Wege dafür, akute Hungersnöte zu bekämpfen. Der Hunger wird aber meistens durch bewaffnete Konflikte verursacht, das ist das Ergebnis des diesjährigen Welthungerindex. Die Welthungerhilfe misst damit die Verbreitung von Hunger und Unterernährung in der Welt. Dabei werden vier Faktoren zur Bewertung der Situation herangezogen: Der Anteil der Unterernährten in der Bevölkerung sowie die Verbreitung von Auszehrung, Wachstumsverzögerung und die Sterblichkeitsrate bei Kindern unter fünf Jahren.

In den Entwicklungsländern sank die Zahl der Hungernden seit 2000 um 27 Prozent

Insgesamt können die Zahlen von einem Positivtrend berichten. In den Entwicklungsländern ist die Zahl der Hungernden seit dem Jahr 2000 um beachtliche 27 Prozent gesunken. 113 der von Hunger bedrohten Länder konnten ihre Hunger-Werte um mindestens 25 Prozent senken. Damit wird in keinem Land mehr die Situation als „gravierend“ eingestuft.

Daneben steht aber die Erkenntnis, dass zunehmend Menschen infolge von Bürgerkriegen an Hunger leiden. In den Kriegsgebieten humanitäre Hilfe zu leisten, ist für die Hilfsorganisationen äußerst schwierig und gefährlich. Oft wird ihre Arbeit aus politischem Interesse unnötig erschwert oder sogar verhindert. Mit der Folge, dass rund 27 Prozent der Opfer von Bürgerkriegen und anderen gewaltsamen Auseinandersetzungen an Hunger und Krankheiten sterben. Die Konflikte breiten sich auch über Landesgrenzen hinweg aus. Sie nehmen der Bevölkerung ihre Lebensgrundlagen, zerstören Nahrungssysteme und zwingen die Menschen zur Flucht.

Eine Entspannung der weltweiten Situation ist allerdings noch nicht eingetreten. In den einzelnen Regionen gibt es weiterhin drastische Unterschiede. Die Ergebnisse aus Ost- und Südostasien, dem Nahen Osten, Nordafrika, Lateinamerika, der Karibik und Osteuropa können in die Kategorie „mäßiger“ und „wenig“ Hunger eingeordnet werden Dagegen ist die Situation in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und in Südasien weitaus prekärer und damit als „ernst“ einzustufen. Außerdem fehlen aus einigen vermutlich stark betroffenen Ländern verlässliche Daten. Dazu zählen Syrien, Sudan, Südsudan, Burundi, Eritrea, die Komoren und Papua-Neuguinea. Auch aus dem Schlusslicht des Berichtes aus dem Jahr 2014, der Demokratischen Republik Kongo, sind keine aktuellen Werte bekannt.

Auch in aufstrebenden Schwellenländern ist die Armut weiterhin verbreitet. In China leben derzeit trotz des anhaltenden Wirtschaftswachstums 70 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze. Gerade in den ländlichen Gebieten leiden die Menschen vermehrt unter Mangelernährung. Ursprünglich war es das erklärte Ziel der Regierung, die Armut im Land bis 2020 komplett zu beseitigen. Doch die stockende Konjunktur machte diesen Plänen einen Strich durch die Rechnung und ließ die Schere zwischen Arm und Reich weiter aufklaffen. Die Regierung hat nun angekündigt, in den nächsten sechs Jahren gezielte Programme zur Armutsbekämpfung umzusetzen. Der kurze Zeitrahmen solle dabei den Handlungsdruck auf die lokalen Behörden erhöhen, erklärte der Vizechef des Bereichs Armutsbekämpfung Hong Tianyun in der chinesischen Hauptstadt Peking.

Der neue Welthungerindex zeigt auch: Die politische Stabilität eines Landes ist entscheidend für den Hunger der Bevölkerung. Die Bevölkerung Ruandas litt bis zu Beginn des Jahrhunderts unter einem blutigen Bürgerkrieg. Mit Beendigung der Auseinandersetzungen konnte der Hunger in dem afrikanischen Land um rund 25 Prozent zurückgedrängt werden. Auch die Zahlen der Kindersterblichkeit und der hungernden Kinder sind in Ruanda seit Jahren rückläufig.

Doch die Zahlen sagen auch: Immer noch ist die Hälfe der Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren auf eine unzureichende Ernährung zurückzuführen. Das sind jährlich 3,1 Millionen Kinder. Die Welthungerhilfe bemüht sich, diese Zahl weiter zu reduzieren. Projekte wie der „Peace Garden“ in Timbuktu helfen ihr dabei. (mit rtr)

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