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Panorama: Casting für künftige Geologen

Wissenschaftler besuchen Schüler

Sie fliegen mit dem Helikopter über Kenia, um zu schauen, wie sich die Welt in den vergangenen fünf Millionen Jahren verändert hat. Im Himalaya erforschen sie, durch welche Phänomene sich 250 Millionen Kubikmeter starke Gerö lllawinen lösen. Was Andreas Bergner, Wissenschaftler an der Universität Potsdam, über den Arbeitsalltag von Geowissenschaftlern erzählt, klingt wie Abenteuer. Doch nur wenige Abiturienten entscheiden sich für diesen Beruf. Und viele, die ein Studium beginnen, brechen es ab.

Denn nicht nur die Feldarbeit draußen in der Natur gehört zu den Studieninhalten, „sondern auch viel Mathematik und Chemie“, sagt Bergner. Das schrecke ab. „Vielleicht wissen die Schüler nicht, was sie erwartet?“. Das soll sich ändern, dachten sich die Potsdamer Geowissenschaftler und riefen im Juni einen Schülerwettbewerb unter 40 Schulen in Berlin und Brandenburg aus. Schüler der elften und zwölften Klassen können bis Ende Juli ihre Prä sentationen und Poster zu geologischen, geophysikalischen und umweltrelevanten Phänomenen einreichen und sich so intensiver mit der Geowissenschaft beschäftigen.

Die Reaktion des Sophie-Charlotte-Gymnasiums auf den Schülerwettbewerb sei besonders positiv gewesen, sagt Andreas Bergner. Deshalb besuchte der Wissenschaftler am Montagmorgen die 11c im Unterricht, um mit den Schülern ins Gespräch zu kommen und sich einige ihrer Forschungsergebnisse anzusehen. Als die Schülerinnen Sara und Michelle an der Tafel präsentierten, was sie über den Einfluss des Menschen auf den Amazonas recherchiert haben, war Bergner beeindruckt. Nicht nur das Layout und der kurze Vortrag auf Englisch seien sehr professionell gewesen, sondern auch der Wissenstransfer der Mädchen. Die Folgen menschlicher Eingriffe in die Natur konnten sie aus der Amazonas-Region auf Florida und Australien ü bertragen. Michelle und Sara haben dort ein Auslandsschuljahr verbracht.

Auch die anderen Arbeiten der Sophie-Charlotte-Schüler haben Bergner begeistert. In Gruppen haben sie sich mit dem Drei-Schluchten-Staudamm in China, dem Schutz der Berge, einem Tsunami-Frühwarn-System oder Tschernobyl beschäftigt. Ein Kollege, der die Poster der Schüler sah, habe sogar gefragt, ob das Studenten gemacht hätten, erzählt Andreas Bergner. „Ich bin positiv überrascht. Darauf kann man aufbauen.“

Wissenschaftler Bergner ist auf der Suche nach Schülern, die es genauso spannend finden wie er, über Umweltkatastrophen und Erdölreserven zu forschen oder die Erdwärme-Bohrungen in Brandenburg zu beobachten. Er möchte die interessiertesten Schüler zu einer Fachkonferenz in Potsdam einladen, der „International Conference 2006“ der Geologischen Vereinigung. 30 Berliner und Brandenburger Schüler sind im September dabei, wenn Wissenschaftler und Studenten aus der ganzen Welt die Wechselwirkungen von Erdbeben und Bergstürzen, Klimaerwärmung und Überschwemmungen. diskutieren. „Wissenschaft live“, nennt Andreas Bergner das. In einem speziellen Workshop sollen die Schüler lernen, ihr Wissen über Amazonas und China auch auf andere Regionen zu übertragen.

Dass die Konferenz auf Englisch abgehalten wird, stört die Oberstufenschüler der zweisprachigen Klasse nicht. Sie lernen Erdkunde seit der neunten Klasse auf Englisch. Mit Fachbegriffen wie „tectonic plates“ können sie spielend umgehen. Aber sind sie auch die Studenten, die einmal in Potsdam studieren werden? Viele haben schon ein Schuljahr in den USA, in Südafrika, Kanada oder Australien verbracht. Yunna sagt, die meisten wollten auch im Ausland studieren und arbeiten. „Englisch zu lernen eröffnet die Welt – dann will ich sie auch sehen“, ergänzt Michelle.

Dorothee Schmidt

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