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Panorama: Grüne: Individuell fördern statt „Osterhasen-Pädagogik“

Was macht einen gut ausgebildeten Menschen aus? Auf jeden Fall ein umfassendes Wissen, Fremdsprachenkenntnisse, kommunikative Fähigkeiten und die so genannte interkulturelle Kompetenz, wie die Berliner Grünen die Fähigkeit definieren, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenarbeiten zu können.

Von Sabine Beikler

Was macht einen gut ausgebildeten Menschen aus? Auf jeden Fall ein umfassendes Wissen, Fremdsprachenkenntnisse, kommunikative Fähigkeiten und die so genannte interkulturelle Kompetenz, wie die Berliner Grünen die Fähigkeit definieren, mit Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenarbeiten zu können. Die Grünen wollen mit der am Montag gestarteten Bildungskampagne „Ich will’s wissen. Jeder Mensch ist begabt – fördern wir ihn“ eine breite öffentliche Diskussion entfachen. Was muss in Kitas und Schulen geändert werden, damit jedes einzelne Kind optimale Bildungschancen erhält? „Unser Bildungssystem soll wieder zum Gütesiegel werden“, sagt Grünen-Fraktionschef Volker Ratzmann.

Die Partei fordert, dass der Senat zusätzlich 150 Millionen Euro jährlich in die Bildung steckt. Trotz des Schulgesetzes sieht Grünen-Schulpolitiker Özcan Mutlu noch viele Defizite: „Die Schulen brauchen eigene Fort- und Weiterbildungsbudgets, und die Schulleiter müssen mehr Mitsprachemöglichkeiten haben“, sagt Mutlu. Er fordert individuelle Förderung statt „Osterhasen-Pädagogik“: „Lehrer verstecken eher Wissen und fragen es ab, statt es gemeinsam mit den Schülern zu erarbeiten.“

Das grüne Schulmodell sieht so aus: Kinder lernen zehn Jahre lang in einer gemeinsamen Schule, danach machen sie eine Ausbildung oder gehen auf eine weiterführende Schule. Jedes Kind hat einen eigenen Stundenplan mit individuellen Lernzielen, Frontalunterricht und Sitzenbleiben werden abgeschafft. Statt Noten gibt es „Lernentwicklungspläne“. Gelernt wird in Ganztagsschulen: Denn mit diesem Schultyp lasse sich Beruf und Familie am besten vereinbaren, sagen die Grünen. Außerdem seien Lehrer für Schüler und Eltern so besser erreichbar.

Auch die Eltern sollen sich stärker in die Schule einbringen können. Die Grünen wollen ihnen die Möglichkeit geben, sich den Unterricht anzuschauen und sich an Projekten zu beteiligen. Für ausländische Eltern wünschen sie sich mehr Integrationskurse und Deutschkurse.

Weil Bildung schon in Kitas anfängt, wollen die Grünen ein kostenfreies Kitajahr vor der Einschulung, eine gezielte Sprachförderung und eine Ausbildung der Pädagogen auf Fachhochschulniveau. Erziehern müssten notfalls gezwungen werden, an Fortbildungen teilzunehmen. Kita-Expertin Elfi Jantzen spricht von „Erziehungspartnerschaft“, bei der Eltern ihre Kinder in der Kita nicht nur „abgeben“, sondern sich an der Erziehung beteiligen.

Die grüne Bildungskampagne läuft bis Ende Januar 2006. Die erste Veranstaltung findet am 8. November, 19 bis 22 Uhr, im Abgeordnetenhaus statt. Thema: Kreativität und Körper – Außerschulische Angebote zur Förderung schulischen Lernens verbessern. Weitere Infos gibt es telefonisch unter 2325 2400 oder unter www. ich-wills-wissen.info

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