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Simon jetzt

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Jugend denkt übers Alter nach: Ich will alt sein

Jung sein ist verdammt anstrengend. So viel Entscheidungsfreiheit, so viel zu lernen, so viel Druck, glücklich zu sein! Da motiviert vor allem das Altwerden, findet Simon, 18 Jahre.

Ich habe gerade Abitur gemacht und bin ziemlich überfordert, mein Leben zu planen. In dem Überangebot von Studiengängen, Nebenjobs und Auslandspraktika sehe ich nicht, was ich schaffe, sondern nur, was ich nicht schaffe. Die angepriesene Entscheidungsfreiheit schränkt mich irgendwie ein.

Simon als fröhlicher Alter
Simon als fröhlicher Alter

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Ich will alt sein. Ich freue mich darauf, mir zum 60. Geburtstag ein Minigolfset zu kaufen, im Park Boccia zu spielen und um 16 Uhr mein Feierabend-Radler zu schlürfen, damit ich mich um acht entspannt ins Bett legen kann. Das ist für mich Entscheidungsfreiheit! In meinem Alter bin ich alles andere als frei: Ich muss noch so viel lernen, weder Steuer noch Versicherungen erklären sich von selbst! Ich muss Geld verdienen, will von zu Hause ausziehen und stehe ständig unter dem Druck, glücklich zu sein.

In der globalisierten Welt habe ich immer jemanden vor mir, der besser ist als ich. Über das Internet und die internationale Ausrichtung von Wirtschaft, Unternehmen und Kultur steht man ständig im direkten Vergleich. Ich weiß heute schon, dass ich im Berufsleben sofort ersetzt werde, wenn ich nicht zu 100 Prozent meine Leistung abliefere. Das macht die Freiheit in der Berufswahl nicht gerade attraktiv.

Trotzdem, oder grade deshalb, lohnt sich der Blick nach vorne. Das Altwerden motiviert mich. Ich möchte jetzt alles geben, um in 50 Jahren sorglos leben und auf ein erfülltes Leben zurückblicken zu können. Ich freue mich darauf, in meinem eigenen Haus alt zu werden, in dem mich meine große Familie am Wochenende besucht. Ich freue mich darauf, in meinem Garten Gemüse und Wein anzubauen und endlich dem nachzugehen, was mich wirklich interessiert.

Ich hoffe, dass ich meine eigene Biografie kaufen und mit Genuss lesen würde.

Simon Grothe

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