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Antonia jetzt

© privat

Jugend denkt übers Alter nach: Werde ich auch so sein?

Alt werden, so richtig alt - das ist schon eine gruselige Vorstellung, findet Antonia, 15 Jahre. Da hilft nur eines: So leben, dass man hinterher nicht sagen muss, man habe was verpasst.

Ich gucke ihn an. Er guckt zurück. Ich lächle ihn an, er schenkt mir überrascht ein Lächeln und wendet sich wieder seinem Essen zu. Irgendwie tut er mir leid. In diesem Restaurant, in dem immer große Gruppen sitzen, wirkt er fehl am Platz, wie er da so alleine sitzt, der alte, gut gekleidete Herr mit weißen Haaren und Hörgerät.

Antonia in 50 Jahren
Antonia in 50 Jahren

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„Werde ich auch mal so sein?“, frage ich mich. Alt, grau und einsam in einem Restaurant, umgeben von lachenden, jungen Leuten, die mir keine Beachtung schenken? Wenn ich mir das mal überlege, freu ich mich nicht so richtig darauf, alt zu werden. Ich meine, so richtig alt, so Rentner-ohne-Zähne alt, nicht dieses Alt, über das die Frauen ab Mitte dreißig jammern. Werde ich dasitzen, alleine, weil um mich herum meine Freunde, Familie und Verwandte schon tot sind? Vielleicht werde ich auch krank, und werde die letzten Jahre meines Lebens im Krankenhaus verbringen, mit Medikamenten voll gepumpt. Und wenn ich gesund bleibe, werde ich mir Kreuzfahrten und teure Geschenke für meine Enkel vielleicht nicht leisten können, da es jetzt gerade echt vorstellbar wäre, dass meine Generation fast gar keine Rente mehr bekommt. Oder bis 80 arbeiten gehen muss. Also rosige Aussichten sind das wirklich nicht. Trotzdem bewundere ich die Menschen, die trotz ihres hohen Alters noch Neugierde, Interesse und Lebenswillen zeigen – die, die ihr Leben noch nicht satt haben. Wie lebt es sich so, mit dem Wissen, dass einem nicht mehr viel Zeit bleibt? Wird man stundenlang in Erinnerungen schwelgen, dem Vergangenen hinterher jagend? Oder verbissen versuchen, jung zu bleiben, in dem man sich immer die neueste Technik besorgt, obwohl man sie gar nicht braucht?

Aber vielleicht, wenn man zufrieden mit dem Leben ist, das man geführt hat, dann sieht man das Altwerden etwas entspannter. Wenn man den Großteil der Dinge, die man tun wollte, getan hat, ist es leichter, sich darauf vorzubereiten zu gehen. Also, selbst, wenn ich einmal alt und grau sein sollte, werde ich mein Bestes geben, eine coole Oma für meine Enkel zu sein. Und bis dahin werde ich versuchen, mein Leben so gut, wie es geht auszuleben. Ich will am Ende nicht sagen müssen, dass ich bereue, etwas nicht getan zu haben.

Antonia Schinschke

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