Panorama: Treibender Zeilendurst
Vor Zeiten verwundet, tief geschnitten-gelitten hat sie, die arme Tanne. Ganz in weiß liegt sie hier vor mir als leeres Papier und zieht Blicke in Banne.
Vor Zeiten verwundet,
tief geschnitten-gelitten hat sie,
die arme Tanne.
Ganz in weiß liegt sie hier vor mir
als leeres Papier
und zieht Blicke in Banne.
Ich muss es beschreiben,
die Feder verlangt’s,
da ist die Angst,
das Wort nicht zu finden.
Gnade, Muse, falls du zu mir gelangst,
oh komm als mein Eigen,
du sollst dich mir zeigen,
lief umsonst etwa
Harz aus den Rinden?
Stillschweigend auf meinem Tisch
aus Holz,
stolz wartend auf das erste Wort,
liegt das Blatt
unter meiner Hände Poren.
Verloren, ungeboren
bleiben die Wörter und fort.
Fantasien im Kopf bis zum Rande,
imstande muss ich sein,
sie als Ketten zu sehen.
Zu viel der blassen Themenschande,
an deren Schemen Wahrheit klafft.
Sonderbar scheint die Leidenschaft,
von meinem Gedankengut zu gehen
Denk nicht nach,
schreib einfach, schreib!
Treib über’s Blatt
deinen fleißigen Stift.
Denn du hast es satt,
während ’s unterernährt
begierig verzehrt deine Niederschrift.
Als würd’ ein Engelschor
mit golden Schwingen
Einfälle singen in mein Ohr,
mir von Tinte umhüllte
Fasern bringen.
Drum füllt sich jede Zeile
nach einer langen Weile
mit Dingen, die man einst verlor.
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