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Liebesdate

© Mike Wolff

Wir müssen REDEN (50): 50 mal berührt, 50 mal ist fast was passiert

Bisher 49 Mal haben Ric Graf und Elena Senft sich geschrieben. Peinliches, Trauriges, Schönes und Dinge, die man über das andere Geschlecht lieber nicht erfahren hätte. Bei Nummer 50 war Zeit für ein Kennenlernen.

Elena: Letzte Woche fragte ich dich, wie es bei dir mit Sport aussieht? Und?


Ric: Also, ich versuche seit anderthalb Jahren, joggen zu gehen und bereite mich gedanklich auf diese Qualen vor – bisher leider ohne Ergebnis. Jetzt warte ich auf den Herbst, denn im Sommer ist es mir zu warm. Alles nur Ausreden. Früher bin ich noch Fahrrad gefahren und habe Fußball gespielt, jetzt fröne ich dem Ausgehsport. Du hast neulich von deiner Diät erzählt, was ist denn daraus geworden? Und war es deine erste?

Elena: Sagen wir so: Ich habe schon genug Diäten gemacht, um zu wissen, was ein Jojo-Effekt ist und zu wenige, um zu wissen, wie man ihn vermeidet. Ist aber auch egal, denn vielleicht hast ja auch du schon mal gehört, dass man Mädchen nicht auf ihr Gewicht anspricht. Mir kommt es sowieso so vor, als ob du oft nicht genau weißt, was geht und was nicht. Bist du eigentlich – nachdem du neulich deiner Freundin gesagt hast, dass sie ein hässliches Baby hat – in letzter Zeit in ein Fettnäpfchen getreten?

Ric: Stimmt, ich habe eine Anziehungskraft auf Fettnäpfchen: Kürzlich fragte mich eine Bekannte, die ich länger nicht gesehen hatte, ob mir etwas an ihr auffalle. Ich: „Hast du abgenommen?“ Und schon in diesem Moment dachte ich: „Verdammt, wie peinlich“ – Sie: „Nein, ich habe meine Haare färben lassen.“ Ich meinte das aber nicht böse und ich bin auch überhaupt nicht zynisch, aber manchmal denke ich, das Leben kann einen zynisch machen. Kennst du das?

Elena: Kenne ich. Manchmal zumindest. Das ist meist in den Momenten so, in denen ich sowieso finde, dass mein bisheriges Leben eigentlich schon so anstrengend war, dass ich mich jetzt schon so fühle, als würde mir langsam mal der wohlverdiente Ruhestand zustehen. Dann gibt es aber auch Momente, in denen ich denke, dass ich bisher ja wirklich noch gar nichts auf die Beine gestellt habe. Also, nichts richtig Wichtiges. Kinder oder so. Wann fängst du denn damit an?

Ric: Also, ich habe dir ja mal geschrieben, dass ich im Moment wohl kein guter Vater wäre. Das Thema ist für mich noch ganz weit weg. Viel wichtiger ist es, für mich anzukommen, zu wissen, was ich will und eine Sicherheit zu haben, die mich zumindest vor dem Totalabsturz bewahrt. Ich möchte zumindest eine Art Bootdisc für den Fall eines Systemabsturzes haben. Eigentlich will ich nur meine Ruhe. Hast du dir eigentlich das Leben so vorgestellt, wie es ist?

Elena: Ich glaube, seit meinem ersten, im Kleinkindalter geäußerten Berufswunsch der Supermarktkassiererin habe ich mir auf lange Sicht gar nichts Bestimmtes vorgestellt, wie alles zu laufen hat. Man merkt ja irgendwann, dass alles schon irgendwie läuft. Komisch eigentlich: Man sagt doch immer, Mädchen seien diejenigen, die sich den ganzen Tag Sorgen machen und an die Zukunft denken. Trotzdem klingst du oft so apokalyptisch, dass man sich fast ein bisschen sorgt. Wer macht sich am meisten Sorgen um dich?

Ric: Mein Vater. Der fragt sich ständig, ob das alles bei mir gut gehen wird. Und da gibt es natürlich dann auch immer strengste Manöverkritik. Aber ich versuche auch selber, mich zu hinterfragen und zu überlegen, ob ich den richtigen Weg gehe. Du denkst aber auch so viel nach: Wie entspannst du dich denn einfach mal? Kannst du gut zur Ruhe kommen?

Elena: Neulich war ich in einer Entspannungs- und Wellness-Oase, weil man mir sagte, ich sei unentspannt, reizbar und hätte schon besser ausgesehen. Ich konnte mich dort überhaupt nicht entspannen. Ich traf nämlich zwischen Pfefferminz- und Honigaufguss meinen früheren Mathelehrer. Wenn diese Situation an Peinlichkeit zu toppen gewesen wäre, dann nur dadurch, wenn dies vor ein paar Jahren passiert wäre – als ich noch seine Schülerin war. Ein weiterer Grund also, sich zu freuen, kein Teenager mehr zu sein. Blickst du auch ohne Nostalgie zurück?

Ric: Es kommt auf meine Tagesform an. Wenn es mir nicht so gut geht, sehne ich mich nach dieser Leichtigkeit zurück, die ich mir heute einbilde und damals nicht annähernd gespürt habe. Ich verkläre meine Jugend. In der Schule war vielleicht vieles simpler zu kapieren und man hatte seinen streng geplanten Tag, aber in gar keinem Fall war das alles besser. Nostalgie bringt fürs Jetzt ja auch nichts. Gibt es jemanden, den du vermisst?

Elena: Erinnerst du dich daran, wie ich dir geschrieben habe, dass ich meine Jugendfreundin Laura vermisse? Am Tag darauf schrieb sie mir eine sms, die lautete: „Ich sitze in der U-Bahn und weine vor Rührung auf eine Zeitung. Lass uns ausgehen!“ Wenn man jemanden vermisst, weil er lang da war und dann weg ist, kann er doch irgendwann auch wiederkommen. Pflegst du eigentlich Kontakt mit Ex-Freundinnen?

Ric: Ja. Aber nur mit denen, die mich in besonderer Weise in den letzten Jahren geprägt haben. Vor kurzem war ich in einem Club und ein Mädchen steuerte auf mich zu und sagte sofort: „Hey, erinnerst du dich?“ – „Nein.“ – „Wir hatten mal Sex.“ Ich finde den Kontakt mit Exen problematisch. Warum geht man ihn ein?

Elena: Da fällt mir ein, dass du bei der ersten Kolumne ja gerade Single geworden warst. Hast du dich mittlerweile daran gewöhnt?

Ric: Nein, ich will kein Single sein. Ich bin zumindest stark dafür, dass wir mehr flirten. Wir kennen uns doch! Könnte denn aus uns beiden etwas werden – ich meine, wir sind immerhin Brieffreunde und wissen doch schon recht viel voneinander? Sag’s ehrlich!

Damit ich irgendwann auch mal vor dir stehe und frage, ob du dich noch erinnerst?! Furchtbar, wie klischeehaft dieses Gespräch enden muss. Aber emanzipiert wie ich bin, werde ich darüber nachdenken, ob aus uns jemals etwas werden könnte. Die Antwort kommt. Nächsten Freitag.

Ric: Dann bin ich sehr auf deine Anwtort gespannt, liebe Elena.

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