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Harald Martenstein.

© Thilo Rückeis

Zeitung im Salon: Zum Glück Osnabrück

Ein komisches Land, Deutschland. Und warum gleicht es einer Hummel? Harald Martenstein liest im Verlagshaus aus seinem Buch „Romantische Nächte im Zoo“.

Diesmal ist es kein Kolumnen-Band und auch kein Roman. Das neue Buch von Harald Martenstein enthält Witziges und Ernstes, Langes und Kurzes, Agrikulturelles und Friseurologisches, Ironisches und Moralisches, einfach alles. Nur „Romantische Nächte im Zoo“ kommen nicht vor: keine platonische Anbetung einer Nilpferddame oder Mondgucken mit der Liebsten vor dem Frettchenkäfig. „Romantische Nächte im Zoo“ ist einfach der Titel für diese Sammlung von Betrachtungen, Geschichten und zum Teil preisgekrönten Reportagen, die Martenstein in den vergangenen zwölf Jahren im Tagesspiegel und in der Zeit veröffentlicht hat.

Romantische Nächte im Zoo gibt es zwar, aber nur im Veranstaltungsprogramm der Stadt Osnabrück – dorthin ist der Autor einmal für den Tagesspiegel gereist, um zu erkunden, warum die Einwohner dieser Stadt einer Umfrage zufolge die glücklichsten in ganz Deutschland sind. Es liegt an der Langeweile! Das Leben dort ist klar und übersichtlich, man weiß, was gut und böse ist. Auf Dauer ist Osnabrück damit nicht der ideale Aufenthaltsort für einen Kolumnisten und Reporter, der genussvoll herrschende Meinungen durchknetet und Dinge auf die Spitze treibt.

Also geht’s weiter durch die deutschen Lande: etwa zu „Siegfrieds Erbin“ im Suhrkamp-Verlag, zu greisen Milchkühen, die das Gnadenheu erhalten, in den Kurort Bad Wörishofen oder in Promi-Frisiersalons in Berlin, München und Hamburg. Überall spürt Martenstein Unerwartetes, Überraschendes, Komisches auf. Oder auch Abwesendes: „Bei drei Prominentenfriseuren und insgesamt vier Stunden Aufenthaltsdauer habe ich nur zwei echte Prominente gesehen, dies waren Udo Walz und Gerhard Meir.“

Zum ersten Mal veröffentlicht ist im neuen Buch der Text „Mein Land“. „Ich beklage mich nicht. Ich mag dieses Land, in dem Zustand, in dem es sich befindet“, schreibt Martenstein darin. „Wenn Deutschland ein Tier wäre, wäre es eine Hummel.“ Warum das so ist, können Tagesspiegel-Leser am 2. Mai erfahren: Harald Martenstein liest im Salon aus seinem Buch und spricht mit Chefredakteur Lorenz Maroldt über Moral, Ideale und Spleens in Deutschland.

Die literarischen Köche von „eßkultur“ servieren dazu Kostproben aus Martensteins Text „Kleine Geschichte des Ausländischessens“. Und am Bechstein-Flügel spielt Jazzpianist Johannes Kersthold Romantisches, deutsch und ausländisch. D.N.

Zeitung im Salon mit Harald Martenstein, am 2. Mai im Verlagshaus am Askanischen Platz, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt inklusive Live-Piano, Sekt und Zwei-Gang-Essen 18 Euro. Die Veranstaltung ist ausverkauft.

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