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Winnenden: Tim K. hatte es nicht auf Frauen abgesehen

Der Amokläufer von Winnenden hat sich nicht gezielt an den Mädchen und Lehrerinnen seiner ehemaligen Schule rächen wollen. Das Motiv von Tim K. konnte bisher noch nicht aufgedeckt werden.

Der Amokläufer von Winnenden hat sich nicht gezielt an den Mädchen und Lehrerinnen seiner ehemaligen Schule rächen wollen. Dies ergaben die Ermittlungen der 30-köpfigen Sonderkommission, die am Freitag eine Bilanz ihrer Arbeit zog. Demnach war es eher Zufall, dass im Kugelhagel am 11. März in einer Realschule acht Schülerinnen und drei Lehrerinnen, aber nur ein Schüler ums Leben kamen. Im Internet hatte sich der 17-Jährige über die Amokläufe an der Columbine High School in Littleton (Colorado/USA) 1999 und am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 2002 informiert.

Weiter Rätselraten um das Motiv

Das Motiv des Täters ist aber weiter unklar. Tim K. sei nicht gemobbt, sondern nur wie viele andere Schüler hin und wieder gehänselt worden, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft Stuttgart am Freitag mit. Auch an seiner neuen Schule, einer kaufmännischen Privatschule in Waiblingen, habe es keine auffälligen Konflikte mit Lehrern oder Mitschülern gegeben. "Die Ermittlungen im Umfeld ergaben keine Hinweise darauf, dass der Täter einen Mittäter oder sich gegenüber Dritten im Vorfeld offenbart hatte", heißt es in dem Zwischenbericht.

Einen Großteil seiner Freizeit verbrachte er am Computer, unter anderem mit Pokerspielen. Drei Tage vor der Tat übte er am Computer mit einem Killerspiel das virtuelle Schießen. Beim Blutbad in Winnenden und Wendlingen war Tim K. nüchtern - die Obduktion ergab keinen Alkohol- oder Drogenbefund.

Abschlussbericht steht noch aus

Die Polizei fand an den Tatorten 113 Patronenhülsen und 171 nicht abgefeuerte Patronen. 15 Menschen kamen bei dem Amoklauf ums Leben, 15 weitere wurden verletzt. Am Schluss erschoss sich der Täter nahe einem Autohaus in Wendlingen.

Einzige Tatwaffe war eine Sportpistole seines Vaters, eine Beretta mit Kaliber neun Millimeter. "Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit stammt auch die Tatmunition aus dem Besitz des Vaters", teilte die Polizei mit. "Wie der Täter letztlich in den Besitz der Munition gelangte, ließ sich bislang nicht nachvollziehen."

An den Tatorten waren am 11. März rund 1000 Polizisten im Einsatz. Die Beamten gingen 400 Spuren und Hinweisen nach, machten 530 Vernehmungen und werteten mehr als 300 DNA-Spuren aus. Wann der Abschlussbericht vorliegt, steht noch nicht fest. (jg/dpa)

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