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Wintereinbruch: Schnee und Eis sorgen für Chaos

Der Wintereinbruch hat zum ersten Adventswochenende Teile Deutschlands und Europas lahm gelegt. Mindestens drei Menschen kamen ums Leben.

Hamburg - Tausende steckten stundenlang in Autos und Zügen fest oder mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen. In einigen Gebieten Nordrhein-Westfalens wurde Katastrophenalarm gegeben. Besonders dramatisch war die Lage im Münsterland und in der Region Osnabrück (Niedersachsen). «Das war das blanke Chaos», sagte ein Polizeisprecher. Auch im europäischen Ausland sorgten Schnee und Sturm für erhebliche Behinderungen.

Der Bahnverkehr in Osnabrück wurde bis zum Morgen völlig eingestellt. 250 Bahnreisende verbrachten die Nacht in einer Schule. Auch Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern hatte das Tief «Thorsten» fest im eisigen Griff. Im Laufe des Samstags begann sich die Verkehrssituation wieder zu entspannen, nur im Münsterland dauerte das Schneechaos an. Mehr als 1000 Helfer waren dort im Einsatz, auch Soldaten der Bundeswehr halfen mit.

Beim Regierungspräsidium Münster wurde ein Krisenstab eingerichtet. Vor allem die teils zusammengebrochene Stromversorgung bereitete Probleme. Rund 130.000 Menschen in 20 Gemeinden waren ohne Elektrizität. Das Krankenhaus im westmünsterländischen Vreden musste mit einem Notstromaggregat betrieben werden. In Coesfeld wurde ein Altenheim evakuiert. Grund für die Stromausfälle waren umgeknickte Hochspannungsmasten, die der Last des Schnees nicht standhalten konnten.

In den Kreisen Borken und Steinfurt wurde Katastrophenalarm ausgelöst, nachdem bis zu einem halben Meter Schnee gefallen war. Am Hauptbahnhof Münster nächtigten rund 50 Menschen in einem Luftschutzbunker, weil weder Züge noch Taxis verkehrten und umliegende Hotels ausgebucht waren.

In Nordrhein-Westfalen waren insgesamt 31 Züge ausgefallen und 260 Züge mit über 7000 Minuten - knapp 117 Stunden - verspätet. «Das ist wirklich sehr, sehr außergewöhnlich», sagte ein Bahnsprecher. Unterdessen sei der Bahnverkehr auf den meisten betroffenen Strecken wieder angelaufen.

Auch auf mehreren Autobahnen herrschte Chaos. Für viele Reisende wurde die Nacht zum Albtraum. Auf der A 31 bei Gronau staute sich der Verkehr wegen eines herabgestürzten Starkstromkabels fast 15 Stunden lang zeitweise auf bis zu 45 Kilometern Länge. Auf der A 33 bei Osnabrück versorgten Helfer die Menschen mit heißen Getränken und Decken. Auch das Ruhrgebiet war von den Schneefällen betroffen. Die Verkehrsbetriebe in Essen stellten zeitweise den Betrieb ein. Der Flughafen Düsseldorf blieb am Samstag für vier Stunden geschlossen.

Allein in Nordrhein-Westfalen krachte es seit Beginn der Schneefälle am Freitagabend nach offiziellen Angaben 1266 Mal. Ein Mann starb bei einem Verkehrsunfall bei Paderborn. 64 Menschen wurden verletzt. Der Sachschaden beläuft sich auf rund 3,16 Millionen Euro. Für die katastrophalen Staus seien nicht zuletzt Lastwagen verantwortlich gewesen, die mit Sommerreifen unterwegs waren, sagte ein Ministeriumssprecher. Wegen der quer stehenden Transporter seien die Räumfahrzeuge kaum durchgekommen.

In Baden-Württemberg kam es auf der A 6 bei Sinsheim zu stockendem Verkehr wegen Schneeglätte und zu Unfällen mit Blechschäden. In Bayern starb ein vierjähriges Mädchen bei einem Unfall auf vereister Straße in Hengersberg.

In den Niederlanden südlich von Enschede nahe der deutschen Grenze waren etwa 40.000 Menschen in mehreren Ortschaften ohne Elektrizität. In Südwestengland verbrachten rund 500 Menschen, die mit ihren Autos in Cornwall und Devon im Schnee stecken geblieben waren, die Nacht in Notunterkünften. Am Freitagnachmittag waren in Cornwall bis zu 2000 Kinder in ihren Schulen vom Schnee eingeschlossen. In Tschechien erfror eine obdachlose Frau in der Stadt Trest.

Auch in Spanien wurden für die nächsten Tage Unwetterwarnungen herausgegeben. In Österreich kam in den Bundesländern Kärnten und Steiermark der Verkehr bei bis zu 40 Zentimetern Neuschnee zum Erliegen. Anhaltende Schneefälle lösten ebenso in Frankreich und Belgien starke Verkehrsbehinderungen aus. Der Pariser Eiffelturm musste wegen starken Schneefalls zeitweise für Besucher gesperrt werden.

In Deutschland «ist das Schlimmste durch», sagte ein Meteorologe des Wetterdienstes Meteomedia am Samstag. Immerhin sorgten die ergiebigen Schneefälle vielerorts schon jetzt für gute Wintersportbedingungen. Auf dem höchsten Berg Deutschlands, der 2962 Meter hohen Zugspitze, begann am Samstag offiziell die Skisaison. (tso/dpa)

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