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© dpa

Winterwetter: Weihnachten liegt auf Eis

Reisende brauchen Geduld: Weiterhin fallen Flüge aus, Züge haben Verspätung. Für die kommenden Tage wird Glätte erwartet

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Berlin - Weiß wird die Weihnacht für die meisten Deutschen wohl nicht, dafür rutschig. Der deutsche Wetterdienst sagte am Dienstag für den Hauptreisetag vor Weihnachten, den 23. Dezember, ergiebigen Regen voraus. Das Niederschlagsgebiet, so die Meteorologen, wird nach Nordosten über Deutschland ziehen. Im Norden und Osten soll es zu Tagesbeginn noch schneien, später geht der Schnee in Regen über. Weniger Niederschlag wird für den Westen und Süden prognostiziert. Überall bestehe örtlich Glättegefahr, besonders im östlichen Mittelgebirgsraum und im Nordosten. Für Reisende heißt das für die Weihnachtstage, dass es länger dauern könnte, ans Ziel zu gelangen. Auch am Dienstag war die Verkehrssituation auf Flughäfen, an Bahnhöfen und auf den Straßen in Deutschland angespannt, wenn auch nicht chaotisch.

Bis zum Nachmittag wurden am Flughafen Frankfurt am Main erneut 150 Flüge gestrichen. In der Nacht zum Dienstag musste der Betrieb für vier Stunden komplett eingestellt werden. Wie die Polizei mitteilte, waren die drei Start- und Landebahnen wegen des Schnees zu glatt für die Flugzeuge. Zwar sei der Schneefall angesagt gewesen, er sei aber stärker ausgefallen als erwartet, sagte ein Sprecher des Flughafens. „Gerade geräumte Bahnen sind sofort wieder zugeschneit“. Rund 8000 Fluggäste konnten aufgrund der extremen Wetterlage ihren Flug nicht antreten, 5000 wurden in der Nacht in Hotels untergebracht. Am frühen Dienstagmorgen konnten alle Start- und Landebahnen wieder freigegeben werden.

Auf die kommenden Tage blickten die Flughafenverantwortlichen aber mit vorsichtigem Optimismus. „Wir sehen heute einen Trend zur Normalisierung, weil Tauwetter angesagt ist“, sagte ein Sprecher am Dienstag. Es gebe aber weiter Verspätungen und Ausfälle, weil die Flugpläne in ganz Europa aus dem Takt geraten seien. Bereits am Montag war der Flugverkehr in Frankfurt stark beeinträchtigt gewesen, rund 230 Flüge wurden gestrichen. Zahlreiche weitere Maschinen konnten nur mit deutlicher Verspätung starten oder landen.

Am Düsseldorfer Flughafen hat sich am Dienstag die Lage dagegen normalisiert. In Italien saßen mehr als 1000 Passagiere fest. Die Mailänder Flughäfen Malpensa und Linate mussten zeitweise geschlossen werden. Auch der Flughafen München musste fünf Flüge von und nach Norditalien streichen. Ansonsten laufe der Betrieb in München planmäßig, sagte ein Sprecher. Die Lufthansa versuchte, die Passagiere vieler nationaler Flüge auf Züge umzubuchen. Die Flughäfen baten alle Passagiere, sich auch an den kommenden Tagen beim Reiseveranstalter oder der Fluggesellschaft zu informieren.

Auf der Schiene herrschte am Dienstag ebenfalls kein normaler Verkehr. Streckensperrungen gab es aber nicht. Der Fahrgastverband Pro Bahn bestätigte, dass chaotische Zustände wie am Wochenende in Nordrhein-Westfalen ausblieben. Mitglieder, die unterwegs waren, berichteten hauptsächlich von Verspätungen, nur einzelne Züge fielen aus. „Die Störungen hielten sich im Großen und Ganzen in Grenzen, vor allem im Vergleich zum Flugverkehr“, sagte Karl-Peter Naumann, Bundesvorsitzender von Pro Bahn. Ärger bereiteten den Kunden verpasste Anschlüsse, Fahrgäste mussten deshalb ein bis zwei Stunden auf Umsteigebahnhöfen ausharren.

Dem Wetter in den kommenden Tagen sieht die Deutsche Bahn anders als Flughafenbetreiber und Autofahrer gelassen entgegen. „Wir gehen davon aus, dass sich die Lage am Mittwoch weiter entspannt“, sagte ein Bahnsprecher. Glatteis auf der Schiene sei für die Züge kein Problem. „Dafür haben die Triebwagen eine Sandstreueinrichtung“, sagte der Sprecher. Eis sei eher für die Oberleitungen ein Problem. Heftiger Eisregen, der die Leitungen stören könnte, ist aber bislang nicht angekündigt.

Allerdings kündigte die Bahn am Abend an, dass auf der ICE-Strecke Berlin-Leipzig-Nürnberg-München vom 23. bis zum 27. Dezember wetterbedingt die Züge nur alle zwei Stunden statt wie gewohnt stündlich fahren werden. Allgemein raten die Bahn und der Fahrgastverband allen Kunden, sich vorab auf dem Internetportal der Bahn zu informieren, ob die gebuchten Züge pünktlich sind und bereitstehen. Der Pro-Bahn-Vorsitzende Naumann riet, bei Verspätungen in jedem Fall nach einer Entschädigung zu fragen. In der Vergangenheit sei die Bahn bei extremen Witterungsbedingungen vergleichsweise kulant gewesen.

Auf der Eurostar-Strecke wurde der Betrieb am Dienstag wieder aufgenommen. Nach mehrtägiger Pannenpause fuhren die Eurostar-Züge wieder ab Paris, später sollte auch der Verkehr von London aus wieder rollen. Die Zugverbindung unter dem Ärmelkanal hindurch war zuvor wegen technischer Probleme infolge des Kälteeinbruchs tagelang ausgefallen. In der Nacht zum Samstag hatten etwa 2000 Menschen stundenlang in feststeckenden Zügen unter dem Ärmelkanal ausharren müssen. Die ersten Züge durchquerten den Ärmelkanal ohne Probleme, allerdings wurden zunächst nur zwei Drittel der Verbindungen wieder eingerichtet. Eurostar zufolge werden zunächst die Passagiere befördert, die für die vergangenen Tage eine Fahrkarte hatten. Ein Sprecher von Eurostar in London riet dazu, in den kommenden Tagen nur „wenn unbedingt notwendig“ zu reisen.

Auch auf den Straßen häuften sich weiterhin die Stau- und Unfallmeldungen. In Bayern verunglückten auf schneeglatten Straßen mehrere Lastwagen. Es kam zu einem längeren Stau. In Thüringen und Niedersachsen behinderten umgekippte Lkw den Verkehr. In Niedersachsen wurde die A7 gesperrt. Ein Lastwagen war bei Schneeglätte durch die Leitplanke gebrochen und auf die Gegenfahrbahn geraten. mit AFP/ddp

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