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Panorama: Wird das Öl der „Prestige“ doch geborgen? Niederländische Spezialfirma

legt einen Plan vor

Das Öl aus dem gesunkenen Tanker „Prestige“ kann eventuell doch abgepumpt werden. Das niederländische Bergungsunternehmen „Smit International“ hat der Europäischen Kommission vorgeschlagen, trotz der großen Wassertiefe die rund 60 000 Tonnen Öl zu bergen, die sich noch in den Tanks des Wracks befinden. Das berichtet das britische Wissenschaftsmagazin New Scientist. Experten hatten jedoch bislang eine solche Bergung für technisch nicht machbar gehalten.

„Wir glauben, dass es möglich ist“, sagte dagegen Lars Walder, Pressesprecher von Smit International, gegenüber dem Tagesspiegel. „Aber es wird extrem schwierig.“ Nach Angaben von „New Scientist“ ist noch nie Öl aus einem Wrack geborgen worden, das tiefer als zwei Kilometer liegt. Dagegen liegt die „Prestige“ in einer Wassertiefe von etwa 3500 Metern. Smit machte bereits im vergangenen Jahr von sich reden, als es zusammen mit einem anderen Bergungsunternehmen das russische Atom-U-Boot „Kursk“ hob. Die „Kursk“ lag damals in der Barentssee in 100 Metern Tiefe.

Fachleute hatten eine Bergung des Öls bisher für unmöglich gehalten. Unter dem enormen Wasserdruck und der niedrigen Temperatur in dreieinhalb Kilometern Tiefe werde das Öl in den Tanks erstarren, hieß bislang die Prognose. Zwar sei das Schweröl dadurch nicht mehr abpumpbar, doch würden sich auch die Verschmutzungen in Grenzen halten. Dies ist jedoch offensichtlich nicht der Fall. Wie die spanische Regierung jetzt zugab, treten aus dem Wrack jeden Tag rund 125 Tonnen Öl aus, eine Menge, die dem Fassungsvermögen von fünf Tanklastzügen entspricht. Experten hatten bisher mit maximal einem Drittel dieser Menge gerechnet.

Der Plan der Niederländer sieht vor, einen ferngesteuerten Bohrer und eine Pumpe zur „Prestige“ herabzulassen. Der Bohrer soll ein Loch in den Tanker schneiden, an dem ein Schlauch angebracht wird. Danach soll das Schweröl mit Rapsöl verdünnt und schließlich an Bord von Frachtkähnen an die Meeresoberfläche gepumpt werden.

Die Kosten des Vorhabens beziffert „New Scientist“ auf 20 bis 30 Millionen Euro. Ökonomisch lohne sich die Bergung nicht, weil sie teurer sei als der Wert des Öls. Nach Ansicht von Smit sei das Abpumpen des Öls aber billiger als die Aufräumkosten an der Küste, falls das gesamte Rest-Öl ins Meer gelange. Die Entscheidung über die Aktion liege letztlich bei der spanischen Regierung.

Eine andere Bergungsvariante wäre das Abdichten des Wracks. Nach Ansicht von Hans Jasinski, dem stellvertretenden Geschäftsführer des Duisburger Unterwasser-Bergungsunternehmens UWT, könnte die „Prestige“ zubetoniert werden. Dazu müssten von einer Art Fabrikschiff Schläuche zum Meeresgrund hinuntergeleitet werden, über die dann Flüssigbeton über dem Wrack verteilt werde. „Technisch machbar ist das“, so Jasinski. Die Methode sei allerdings sehr kostspielig. Eine von der spanischen Regierung eingesetzte Expertenkommission will auch prüfen, ob das Wrack mit Torpedos beschossen und zerstört werden kann. Eine solche Operation hätte das Ziel, das gesamte Öl mit einem Mal im Meer aufsteigen zu lassen und es an der Oberfläche abzusaugen. „Dazu bräuchte man allerdings sehr viele Spezialschiffe“, sagte der Vorsitzende der Kommission, Emilio Lora-Tamayo, der Zeitung „El País“.

Roman Heflik

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