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Wirtschaftsbetrug: Prozess um Ex-DDR-Firma wird neu aufgerollt

Ein Prozess um eine der größten Pleiten bei der Privatisierung ostdeutscher Unternehmen wird im kommenden Jahr neu aufgerollt. Insgesamt geht es um einen Schaden von rund 75 Millionen Euro.

Berlin - Das Verfahren gegen einen Schweizer Manager ist am Dienstag vor dem Berliner Landgericht geplatzt. Der Angeklagte war nicht bereit, 500.000 Euro Buße zu zahlen. Der inzwischen 73-jährige Chemiker gilt nach Angaben der Staatsanwaltschaft als Mitinitiator in der Betrugsaffäre bei der Privatisierung des ehemaligen DDR-Unternehmens Wärmeanlagenbau Berlin (WBB). Der Schaden insgesamt wird mit rund 75 Millionen Euro beziffert.

Der Anklage nach soll der Schweizer als Verwaltungsrat eines dortigen Unternehmens beteiligt gewesen sein, die WBB unter Einbindung seiner Firma Anfang der 90er Jahre systematisch auszuhöhlen. Die WBB, ein früherer Monopolbetrieb für Heizkraftwerke mit 1200 Mitarbeitern, ging in Konkurs.

Die vom Gericht vorgeschlagene Bußgeld-Summe habe Strafcharakter, begründete die Verteidigung ihre Ablehnung gegen eine damit gekoppelte Einstellung des Verfahrens. Den Angeklagten aber treffe keine strafrechtliche Schuld. Der Manager habe lediglich eine geringere Summe zahlen wollen, um den Prozess zu beenden. Jetzt wird ein mehrere Monate dauerndes Verfahren erwartet.

Als Drahtzieher gilt ein weiterer Manager. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft existiert weiterhin ein Haftbefehl gegen den Deutschen. Das Auslieferungsersuchen bestehe nach wie vor. Der Mann, der in der Nähe von London unter Hausarrest stehe, schöpfe seine Möglichkeiten gegen die Überstellung nach Deutschland umfassend aus, erklärte der Ankläger am Rande des Prozesses. Bereits 1999 war ein Geschäftsführer der WBB zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Der neue Prozess gegen den Schweizer soll voraussichtlich Ende Februar beginnen. (tso/dpa)

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