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Panorama: Zirkus ohne Trapez (Kommentar)

Vor zwölf Jahren rasten in Ramstein bei einer Kunstflugschau italienische Jets frontal aufeinander. Die Jets explodierten, ein Feuerball überrollte die Zuschauer.

Vor zwölf Jahren rasten in Ramstein bei einer Kunstflugschau italienische Jets frontal aufeinander. Die Jets explodierten, ein Feuerball überrollte die Zuschauer. Siebzig Menschen verbrannten oder wurden zerschmettert, vierhundert wurden verletzt. Seit damals sind Formationskunstflüge in Deutschland verboten. Seit damals streiten die Opfer um eine Entschädigung. Seit gestern steht fest: Im Juni wird in Berlin zur Luftfahrtausstellung ILA erstmals seit Ramstein wieder eine Kunstflugstaffel am Himmel zu sehen sein. Kein Formationsflug, "nur" ein Vorbeiflug. Grusel light in Schönefeld. Muss das sein? Eine Luftschau ohne Kunstflieger ist wie Zirkus ohne Trapezartisten. Kann man sich ansehen. Ist aber nicht so schön. Ein Kunstflug ist aber eben nur schön, nicht mehr. Kunstflüge zählen nicht zu den Risiken, die wir in Kauf nehmen, weil sie zu unserem schnellen Leben gehören. Aber, halten Freunde des Formationsfluges den Skeptikern entgegen, warum sollte hier verboten sein, was in England, Frankreich und Italien selbstverständlich ist? Wollen wir uns wieder eine Ausnahmerolle leisten? Warum nicht. Die Toten von Ramstein sind auch nach zwölf Jahren in unserer Erinnerung lebendig genug, um einfach zu sagen: Das wollen wir nicht. Das ist uns zu gefährlich.

lom

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