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Panorama: Zug in Frankreich entgleist: Bei einer Geschwindigkeit von 240 km/h aus den Gleisen gesprungen

Mehrere hundert Passagiere des Hochgeschwindigkeitszuges Eurostar von Paris nach London sind am Montagabend offenbar nur knapp einer Katastrophe entgangen. Nach Angaben der Behörden gerieten gegen 18 Uhr etwa zehn Kilometer von der nordfranzösischen Stadt Arras entfernt einige Waggons des Zuges teilweise aus den Gleisen.

Mehrere hundert Passagiere des Hochgeschwindigkeitszuges Eurostar von Paris nach London sind am Montagabend offenbar nur knapp einer Katastrophe entgangen. Nach Angaben der Behörden gerieten gegen 18 Uhr etwa zehn Kilometer von der nordfranzösischen Stadt Arras entfernt einige Waggons des Zuges teilweise aus den Gleisen. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Zug, in dem 501 Passagiere unterwegs waren, eine Geschwindigkeit von 240 Stundenkilometern. Sieben Menschen, unter ihnen mehrere Mitarbeiter der französischen Bahngesellschaft SNCF, seien leicht verletzt worden. Der Zug sei aber trotz seiner Geschwindigkeit in den Gleisen geblieben. Der Zugführer erlitt einen Schock und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Der Zug verbindet Paris und London via Eurotunnel.

Einige Wagen des Eurostars sprangen aus den Gleisen, fielen aber nicht um. Schwer verletzt wurde niemand. Die Fahrgäste wurden mit Bussen nach Lille gebracht und konnten die Reise später fortsetzen.

Ein schwerwiegender Defekt am hinteren Drehgestell des führenden Triebkopfes hat vermutlich den Unfall verursacht. Das gab die französische Staatsbahn SNCF am Dienstag in Paris bekannt. Eine Anlenkstange sei vom Drehgestell abgerissen worden, hieß es. Die SNCF gab zu, dass ein anderer Eurostar-Zug bereits vor rund zehn Tagen bei der Einfahrt in den Kanaltunnel ein Teil des Fahrgestells verloren hatte. Ein Autotransportzug sei darauf aufgefahren, ohne jedoch Schaden zu nehmen, sagte er. Die französischen, belgischen und britischen Bahnen überprüften am Dienstag die Fahrgestelle aller Eurostar-Züge, die zwischen London, Paris und Brüssel verkehren.

Es war die dritte Entgleisung eines Hochgeschwindigkeitszuges in dieser Region Nordfrankreichs. Einige französische Zeitungen brachten das Unglück am Dienstag in Verbindung mit der Entgleisung des Nachtzuges Ventimiglia-Calais einen Tag zuvor, bei dem zwei Menschen starben. Ein von den Behörden als geistig verwirrt beschriebener Algerier hatte kurz nach der Tat gestanden, 30 Kilogramm schwere Metallstücke auf die Schienen gelegt zu haben. Ein Motiv konnte er nicht nennen. Antiterror-Fahnder nahmen sich des Falles an, um einen möglichen terroristischen Hintergrund zu untersuchen.

Der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV rast seit 1981 mit Tempo 300 über das Schienennetz Frankreichs. Ein schreckliches Unglück, wie 1998 dem deutschen Pendant ICE in Eschede, ist dem "Train a grande vitesse" bisher erspart geblieben. Nur einmal gab es Tote, als ein TGV in einen Lastwagen fuhr. Der Zug kippte bislang selbst bei Entgleisungen bei Höchstgeschwindigkeit nicht um. Dies liegt an der besonderen Bauart des Zuges. Die Konstruktion des TGV wird von Experten häufig mit einer Schlange verglichen: Die einzelnen Waggonelemente sind zwischen den Achsgestellen aufgehängt. Die Radsätze sitzen damit beim TGV zwischen den Wagen und nicht unter ihnen. Das gibt dem ganzen Zug eine Stabilität wie bei einer Wirbelsäule, erklärte einmal ein Experte. Daher könnten sich die einzelnen Wagen auch nicht voneinander lösen. Im Fall der Entgleisung bleibt der Zug somit als Ganzes auf dem Gleisbett und durch sein Gewicht bleibt er selbst bei einem Unfall aufrecht stehen.

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