zum Hauptinhalt

Panorama: Zwei Tote nach Schlägerei - UEFA-Cup-Spiel fand dennoch statt

"Willkommen in der Hölle", begrüßt der Fußballverein Galatasaray seine Gäste im Istanbuler Ali-Sami-Yen-Stadion. Der Slogan ist an die Ränge gepinselt und bezieht sich eigentlich auf die Fähigkeit der Galatasaray-Fans, das Stadion in einen Hexelkessel des Lärms zu verwandeln, in dem die Gäste keinen klaren Gedanken fassen kann.

"Willkommen in der Hölle", begrüßt der Fußballverein Galatasaray seine Gäste im Istanbuler Ali-Sami-Yen-Stadion. Der Slogan ist an die Ränge gepinselt und bezieht sich eigentlich auf die Fähigkeit der Galatasaray-Fans, das Stadion in einen Hexelkessel des Lärms zu verwandeln, in dem die Gäste keinen klaren Gedanken fassen kann.

In der Nacht zum Donnerstag wurde die Parole für einige britische Fußballfans bitterer Ernst. Zwei Anhänger der nordenglischen Mannschaft Leeds United starben bei Zusammenstößen mit Galatasaray-Fans in Istanbul, wo am Donnerstag ein UEFA-Cup-Halbfinalspiel zwischen den beiden Teams ausgetragen wurde; fünf weitere Briten und ein Türke wurden schwer verletzt. Zu spät wurden die Versäumnisse nachgeholt: Auf Grundlage von Informationen der britischen Polizei überprüften die türkischen Behörden am Flughafen alle eintreffenden Leeds-Anhänger, um etwaige Hooligans sofort zurückzuschicken, und wiesen zehn an den Zusammenstößen beteiligte Fans aus.

Für das Spiel boten die türkischen Behörden alle Kräfte auf. Tausende Polizisten bezogen schon Stunden vorher rund um das Ali-Sami-Yen-Stadion Stellung; hunderte Beamte gingen im Stadion auf Posten. Die britischen Fans wurden unter Polizeischutz von ihren Hotels zum Stadion gebracht und nach dem Spiel zum Flughafen eskortiert. Viele waren es ohnehin nicht, denn Leeds hatte nach den Ausschreitungen alle weiteren Charterflüge nach Istanbul gestrichen.

Angesichts dieser Vorsichtsmaßnahmen gab die UEFA bei einem Ortstermin in Istanbul grünes Licht für die Begegnung. Eine Verschiebung, darüber waren sich alle Beteiligten einig, würde nur für noch größere Spannungen beim Nachholtermin sorgen.

Während Polizei und Fußballfunktionäre darum kämpften, die Situation unter Kontrolle zu halten, fragten sich die Istanbuler Fans, wie so etwas bei ihnen geschehen konnte. Schauplatz war der Taksim-Platz im Zentrum, traditioneller Aufmarschplatz für Istanbuler Fußballfans und Mittelpunkt eines Vergnügungsviertels. Die britischen Fußballfans, die dort gegen zehn Uhr abends aufliefen, müssen bereits angetrunken gewesen sein, sonst wäre ihnen aufgefallen, dass sie am Taksim in der Minderheit waren. Dann hätten sie vielleicht das Spiel gegen die britische Mannschaft Chelsea nicht erwähnt, das Galatasaray 1999 mit 5-0 verlor.

Womöglich wähnten sich die Engländer in Sicherheit wegen der Polizeipräsenz. Doch die Polizisten kamen nicht mehr dazwischen, als die Situation explodierte. Hatte sich die Konfrontation zunächst noch auf Pöbeleien beschränkt, so flogen im nächsten Moment schon die Stühle der Straßenkneipen durch die Luft. Wenig später lagen die Verletzten blutüberströmt auf der Straße. Mit Taxis und Streifenwagen wurden die Opfer in die umliegenden Krankenhäuser gebracht, doch für die Leeds-Anhänger Kevin Speight und Christopher Loftus kam die notärztliche Versorgung zu spät.

Umstritten war zunächst noch, wer tatsächlich den ersten Schlag führte. Augenzeugen am Taksim-Platz gaben zwar den Briten die Schuld, doch die türkische Polizei ließ schon am Vormittag zwei Dutzend vorläufig festgenommene britische Fans laufen und nahm dafür Dutzende türkische Fans in Gewahrsam.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false