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190 Kilometer bis Mitte: Provinzairport nennt sich "Magdeburg-Berlin International"

Eine Betonpiste und darum herum Felder, Felder, Felder: In Sachsen-Anhalt will ein Flughafen vom Bekanntheitsgrad Berlins profitieren. Die Konkurrenz aus der Hauptstadt will sich das nicht bieten lassen.

Berlin - Ausländischen Touristen könnte es bald passieren, dass ihre Vorfreude auf ein Wochenende in Berlin einen kräftigen Dämpfer erhält, sobald sie feststellen, dass sie nach der Landung noch 190 Kilometer bis Berlin-Mitte fahren müssen, bevor die Party starten kann. Und das auch nur, wenn sie einen Bahnhof oder Autoverleih finden. Die Betreiber des kleinen Flughafens „Magdeburg/Cochstedt“ 35 Kilometer südwestlich der Landeshauptstadt Magdeburg haben angekündigt, dass ihr Flughafen ab sofort „Magdeburg-Berlin International“ heißt.

„Kein Mensch kennt Cochstedt“, sagt Geschäftsführer Uwe Hädicke am Montag zur Begründung. Und auch der Name „Airport-Mitteldeutschland“ dürfte kaum ausländische Firmen oder Touristen in die Provinz locken. Aber „Magdeburg-Berlin International“, das müsste gehen. „Wir können keine echte Konkurrenz zu den Berliner Flughäfen sein“, räumt er ein. Hädicke und dem dänischen Eigentümer Airport Development, der auch den Flughafen Neuhardenberg östlich von Berlin betreibt, hätten vor allem Gewerbeansiedlungen im Blick. Aber täuschen wolle man niemanden mit dem Namen, beteuert Hädicke.

Immerhin 16 Mitarbeiter beschäftigt der 1957 von der Roten Armee gebaute Flughafen. Das erstaunt angesichts der Tatsache, dass er zwar in den vergangenen Jahren mit 60 Millionen Euro Steuergeldern saniert worden ist und über eine Zulassung als Verkehrsflughafen verfügt, sich bisher aber keine einzige Airline fand, die Cochstedt anfliegt. Man sei sich der Unterstützung der Landesregierung sicher, sagte Hädicke. Was die Umbenennung angehe. Und überhaupt.

Die wird er brauchen. Die echten Berliner Flughäfen teilten nämlich mit, dass sie bereits rechtliche Schritte prüfen. Es handelt sich um eine „Mogelpackung“, sagte Flughafensprecher Ralf Kunkel. „In der Regel sind solche Projekte, die oft auf der Verschwendung von Steuergeldern gründen, eher ein Fall für Rechnungshof oder Verbraucherschützer als für Passagiere, die nach Berlin fliegen wollen.“

Auf die Frage, wie lange Hädicke denn von Cochstedt nach Berlin brauche, sagt er: eine Stunde, zehn Minuten. Dann aber mit Bleifuß, oder? Na gut, räumt er ein: Eine Stunde vierzig müsse man schon einplanen.

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