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Jugendorganisation. Jedes zweite Neumitglied ist jünger als 27 Jahre. Foto: pa/ZB

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Wirtschaft: 3890 Metaller mehr

Zum ersten Mal seit 22 Jahren gewinnt die IG Metall Mitglieder. Der Vorstand wird verkleinert

Mainz - Die Wende ist geschafft, und sie lässt den Vorsitzenden auf mehr hoffen. „Wenn ich mal träumen darf“, so formulierte IG-Metall-Chef Berthold Huber am Dienstagabend in Mainz, „dann haben wir zum Jahresende ein Plus von 15 000.“ Drei Wochen vor dem Gewerkschaftstag, auf dem Huber wiedergewählt werden will, kam die gute Nachricht gerade recht. Tatsächlich gibt es das erste Mitgliederplus seit 22 Jahren. Ende August waren es 2,227 Millionen, das waren 3890 mehr als vor einem Jahr. Und da jetzt die starken Monate kommen, in denen viele Jugendliche mit dem Ausbildungsbeginn eintreten, geht es weiter aufwärts. Die IG Metall baut damit ihre Position als größte deutsche Gewerkschaft vor Verdi aus. Die Dienstleistungsgewerkschaft schrumpft auch in diesem Jahr um einige Tausend auf rund 2,08 Millionen Mitglieder. An dritter Stelle folgt die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mit aktuell 674 000, das sind 4000 weniger als vor einem Jahr.

Huber erläuterte am Dienstagabend auch die personelle Ausstattung an der Spitze: Künftig soll die IG Metall nur noch von fünf geschäftsführenden Vorstandsmitgliedern geleitet werden, bislang waren es sieben. Ausscheiden müssen – sofern der Gewerkschaftstag dem Vorschlag Hubers folgt – Regina Görner (61) und Wolfgang Rhode (60). Pikant ist dabei der Abgang des CDU-Mitglieds Görner. Bislang legte die Gewerkschaft Wert auf die CDU-Präsenz an der Spitze. Das ist vorbei. Was der Sozialdemokrat Huber aber keineswegs verstanden wissen will als eine Bewegung nach links. Im Gegenteil. „Das Gebot der Einheitsgewerkschaft“ erfordere, dass allein „die Anliegen unserer Mitglieder Ausgangs- und Bezugspunkt unserer Arbeit sind“ und nicht Parteien. Aufgrund der „gravierenden Änderungen in der Parteienlandschaft“ hätten sich die alten Muster überlebt, meinte Huber und betonte die parteipolitische Unabhängigkeit der IG Metall.

Der Gewerkschaftstag mit seinen knapp 500 Delegierten findet alle vier Jahre statt. Dieses „Parlament der Arbeit“ befasst sich mit den Grundlagen und der Ausrichtung der IG Metall und deren Führung. Der 61-jährige Huber will ebenso wiedergewählt werden wie der zweite Vorsitzende Detlef Wetzel (58) und der für die Finanzen zuständige Bertin Eichler (59). Zur Wiederwahl stehen ferner Helga Schwitzer (60) und Hans- Jürgen Urban. Der 50-jährige Urban ist mit Abstand die jüngste Kraft im Vorstand, weshalb sich Huber schon seit langem den Kopf zerbricht, wie es weitergehen wird. „Die IG Metall wird spätestens 2015 einen Verjüngungsprozess machen müssen.“ Zur Bedeutung des „spätestens“ ließ sich der Vorsitzende nicht weiter ein. Wahrscheinlich ist aber ein Rücktritt Hubers in der Mitte der Wahlperiode, also 2013. In dem Fall würde voraussichtlich der zweite Vorsitzende Wetzel zum ersten Vorsitzenden und der baden-württembergische Bezirksleiter Jörg Hofmann auf die Position des zweiten Mannes wechseln.

Das seit vier Jahren amtierende Duo Huber/Wetzel betonte die Bedeutung einer Strukturänderung der IG Metall für die Mitgliederentwicklung. Die Frankfurter Vorstandsverwaltung wurde um rund 100 auf noch 430 Stellen verkleinert; die dort gesparten Mittel von 20 Millionen Euro kommen den 163 Verwaltungsstellen zugute und damit der Basis der Gewerkschaft. Mehr als zwei Drittel des Geldes fließen in einen „strategischen Investitionsfonds“, der für die Mitgliederwerbung in bestimmten Bereichen gedacht ist: Zukunftsindustrien rund um E-Mobilität und Erneuerbare Energien; besondere Zielgruppen wie Ingenieure, Junge, Frauen und Migranten sowie größere Unternehmen, die noch keinen Betriebsrat haben. „Die große Herausforderung des nächsten Jahrzehnts“, ist für Huber der Wandel der Arbeit, mit zunehmend prekärer Beschäftigung zulasten der gewohnten Vollzeitarbeitsverhältnisse.

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