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Wirtschaft: Abschied von einer deutschen Bank

Josef Ackermann ist gebürtiger Schweizer, Investmentbanker nach angelsächsischem Stil und in zwei Tagen Chef des bedeutendsten Geldhauses der Bundesrepublik. Das sagt schon viel über den radikalen Wandel der Deutsche Bank aus.

Josef Ackermann ist gebürtiger Schweizer, Investmentbanker nach angelsächsischem Stil und in zwei Tagen Chef des bedeutendsten Geldhauses der Bundesrepublik. Das sagt schon viel über den radikalen Wandel der Deutsche Bank aus. International wollte sie seit ihrer Gründung vor mehr als 130 Jahren sein, international ist sie aber erst jetzt geworden. Mit "Joe", wie der neue Chef intern genannt wird, dokumentiert die Bank auch nach außen, dass sie heute eine andere ist als die des legendären Herrmann Josef Abs oder Wilhelm Christians.

Deutsche Bank, deutsche Wirtschaft, deutsche Wirtschaftspolitik - über Jahrzehnte war das Geldhaus tragende Säule der so genannten Deutschland AG. Die Regierenden suchten Rat beim führenden Geldhaus dieser Republik. Die Deutsch-Banker revanchierten sich bei der nächstliegenden Industriekrise als Helfer in der Not. Deutsch-Banker saßen in allen wichtigen Aufsichtsräten der Nation, mischten selbstverständlich bei allen großen Auslandsengagements mit. Abs, Christians und später auch Alfred Herrhausen verstanden sich als Gestalter der Wirtschaft - auch wenn sich ihr Tun oft genug als reine Reparatur erwies. Ergebnis: Die Deutsche Bank sammelte im Laufe der Jahrzehnte Industriebeteiligungen in gigantischem Ausmaß - und viele davon waren kein Grund zur reinen Freude.

Seit gut zehn Jahren ist Schluss damit. Mit Hilmar Kopper und Rolf E. Breuer weht ein anderer Wind. Jetzt geht es ausschließlich darum, Geld zu verdienen. Strittig war nur die Frage, wie. Die Deutsche Bank gilt seitdem als eine Riesenbaustelle auf der Vormann Joe jetzt richtig aufräumen muss.

Die Voraussetzungen dafür hat er schon geschaffen. Unter der Regie des deutlich verkleinerten Vorstands führt ein neues "Executive Commitee" die Geschäfte und berichtet direkt an den Chef. Der heißt zwar immer noch Vorstandssprecher und nicht Vorsitzender wie in anderen Aktiengesellschaften, hat aber jetzt deutlich mehr Durchgriffsmöglichkeiten als seine Vorgänger. Doch die radikale Abkehr vom Jahrzehnte gepflegten Konsensmodell im Vorstand der Deutschen Bank löste keine Revolution aus. Warum auch? Abs, Christians und Herrhausen beherrschten die Deutsche Bank, Josef Ackermann wird sie managen.

Dieter Fockenbrock

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