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Abwärtstrend: Die Krise trifft deutsche Firmen

Amerikaner kaufen weniger Produkte aus dem Ausland. Viele deutsche Unternehmen spüren das. Heidelberger Druck hat jetzt seine Umsatzerwartung gesenkt.

Die Krise in den USA kommt bei deutschen Firmen an. Der weltgrößte Druckmaschinenhersteller Heidelberger Druck senkte am Dienstag seine Geschäftserwartung. „Wir haben sehr deutliche Rückgänge im Auftragseingang in den USA, was sich im Umsatz auswirken wird“, sagte Vorstandschef Bernhard Schreier. Die Banken vergäben nur zögernd Kredite. In Nordamerika sank der Auftragseingang von Oktober bis Dezember um ein Drittel. Der Kurs der Aktie fiel am Dienstag um mehr als 15 Prozent.

Die deutschen Maschinenbauer insgesamt haben in den ersten elf Monaten 2007 3,8 Prozent weniger in die USA geliefert als im Vorjahreszeitraum. Auch die Ausfuhr deutscher Autohersteller in die USA, dem wichtigsten Exportmarkt der Branche, sank im Januar um zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.

„Es gibt eine gewisse Stagnation im Markt“, heißt es bei Bosch, dem weltgrößten Autozulieferer. „Die Finanzkrise wird Spuren hinterlassen“, sagte Bosch- Sprecher Michael Preuss auf Anfrage. Das Nordamerika-Geschäft sei 2007 auf Dollar-Basis allerdings noch um rund sechs Prozent gewachsen. Auch die ersten Wochen des neuen Jahres seien „relativ gut gelaufen“. Viele andere Unternehmen mit hohem Exportanteil wollten sich auf Nachfrage nicht äußern. Börsennotierte Firmen wie Hochtief verwiesen auf die anstehenden Geschäftsberichte.

Nach Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) wird das US-Geschäft von zwei Faktoren gebremst: „Die Schwäche der amerikanischen Konjunktur und die anhaltende Euro-Stärke kommen zusammen“, sagte DIHK-Chefvolkswirt Volker Treier dem Tagesspiegel. „Das merken wir schon.“ Betroffen seien vor allem Hersteller von Investitionsgütern. „Die Investitionsbereitschaft der amerikanischen Unternehmen ist gesunken.“ Dies habe auch mit Finanzierungsenpässen zu tun.

Das bestätigte die amerikanische Notenbank. Die Fed teilte mit, die Banken in den USA hätten ihre Regeln für die Kredit-Vergabe verschärft. Auch in Europa hatten Banken die Kreditbedingungen laut einer Umfrage der Europäischen Zentralbank (EZB) zuletzt verschärft. „Für bonitätsschwache Unternehmen ist es schwerer geworden, an Kredite zu kommen“, erklärt Niels Oelgart, Referatsleiter für Unternehmensfinanzierung beim DIHK. Auch risikoreiche Projekte seien derzeit nicht mehr so einfach zu finanzieren. So seien zum Beispiel Autozulieferer betroffen, die besonders abhängig von nur einem Autobauer sind und neue Maschinen brauchen. „Als Folge der Hypothekenkrise kann es sein, dass Banken solche wichtigen Kredite leider nicht gewähren“, sagt Oelgart. Insgesamt sei Deutschland aber „weit von einer Kreditklemme entfernt.“ Die meisten Unternehmen hätten in den vergangenen Jahren gute Polster aufgebaut und seien längst nicht mehr so abhängig vom klassischen Bankkredit.

Insgesamt ist die Abhängigkeit der deutschen Exporteure von den USA zuletzt gesunken. Gingen vor wenigen Jahren noch gut zehn Prozent der deutschen Exporte in die USA, sind es mittlerweile nur noch rund acht Prozent. Etwas größer ist der Anteil noch beim Maschinenbau, der mit 935 000 Beschäftigten größten deutschen Industriebranche. Im vergangenen Jahr gingen immerhin noch 9,2 Prozent der aus Deutschland exportierten Maschinen und Anlagen nach Nordamerika. Im Jahr zuvor hatte der Anteil bei 10,7 Prozent gelegen. Der relative Bedeutungsverlust des US-Marktes hängt auch zusammen mit der hohen Nachfrage in anderen Weltregionen. Alles in allem war aber 2007 der US-Markt mit einem Volumen von mehr als zwölf Milliarden Euro noch das größte Absatzgebiet der deutschen Maschinenbauer.

Gleiches gilt für die Autoindustrie. Nach Angaben des Branchenverbandes VDA wurden 2007 „automobile Erzeugnisse“ im Wert von mehr als 23 Milliarden Euro in die USA exportiert – knapp ein Drittel der gesamten deutschen Ausfuhren in die USA. Jeder zwölfte Arbeitsplatz in der deutschen Autoindustrie – das entspricht 60 000 Beschäftigten – hängt inzwischen am US-Markt.

VDA-Sprecher Eckehart Rotter sieht in den rückläufigen US-Exporten im Januar dennoch keine direkte Folge der US-Krise. „Einige Hersteller haben Modelle und Motorisierung gewechselt, andere – wie BMW und Mercedes – sind wegen der Produktion in den USA weniger vom schwachen Dollar abhängig.“ Während VW, Porsche und BMW im Januar weniger in den USA abgesetzt haben, verkaufte Mercedes mehr, der Audi-Absatz stagnierte.

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